Angst vor Krieg in Korea Nordkorea will Propaganda-Lautsprecher beschießen

Die Lage zwischen Süd- und Nordkorea bleibt angespannt: Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak kündigte an, den Vorfall um das versenkte Kriegsschiff "Cheonan" vor den UN-Sicherheitsrat bringen. Nordkorea dagegen will das Feuer auf südkoreanische Propaganda-Lautsprecher eröffnen.

Die USA stufen die Lage auf der koreanischen Halbinsel nach der Versenkung des südkoreanischen Kriegsschiffs "Cheonan" als sehr gefährlich ein. Nach dem Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes, das vermutlich von einem nordkoreanischen Torpedo versenkt wurde, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton in Peking, die US-Regierung bemühe sich mit aller Kraft, eine Eskalation der Gewalt zwischen Nord- und Südkorea zu verhindern. Sobald Klarheit über die Umstände des Schiffsuntergangs herrsche, würden die USA entsprechend handeln, sagte Clinton.

Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak kündigte an, den Zwischenfall vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Zudem werde die innerkoreanische Zusammenarbeit weitgehend eingestellt und nordkoreanischen Schiffen die Fahrt durch südkoreanische Hoheitsgewässer verboten. "Wir haben Nordkoreas Brutalität immer wieder ertragen", sagte Lee in einer Ansprache, nachdem er verschiedene Übergriffe des Nordens auf den Süden aufgezählt hatte, darunter auch den Abschuss eines Passagierflugzeugs 1987. "Aber diesmal liegen die Dinge anders", sagte Lee weiter. "Nordkorea wird einen Preis für seine Provokation zahlen müssen."

Obama bekräftigt Unterstützung für Südkorea

In Washington sagte ein Sprecher des US-Präsidialamts, Barack Obama stehe hinter der Erklärung des südkoreanischen Präsidenten. Nordkorea müsse außerdem sein "kriegerisches und bedrohliches Verhalten" sofort einstellen, sagte Sprecher Robert Gibbs. Die USA würden Südkorea bei dessen Verteidigung weiterhin unterstützen. Obama habe das US-Militär angewiesen, sich eng mit den südkoreanischen Generälen abzustimmen, um künftige Provokationen zu verhindern.

Nordkoreas Militär dagegen will die geplante Wiederaufnahme von Propaganda-Durchsagen Südkoreas an der beiderseitigen Grenze mit Schüssen erwidern. Falls Südkorea neue Instrumente der "psychologischen Kriegsführung" wie beispielsweise Lautsprecher installiere, werde Nordkorea das Feuer eröffnen und diese zerstören, wurde ein Befehlshaber der Volksarmee am Montag von den Staatsmedien zitiert. Man werde diese Aktionen als "ernste militärische Provokation" auffassen.

Mit der Drohung reagierte Nordkorea auf die Ankündigung des Verteidigungsministeriums in Seoul, die anti-nordkoreanische Propaganda an der schwer bewachten Grenze nach sechsjähriger Unterbrechung wieder aufnehmen zu wollen. Die geplante Aktion ist Teil von Maßnahmen, die Südkorea als Antwort auf die Versenkung eines seiner Kriegsschiffe im März nahe der innerkoreanischen Seegrenze ergreifen will.

Propaganda-Krieg zwischen "Nord" und "Süd"

Beide Länder hatten sich vor sechs Jahren im Rahmen damaliger Aussöhnungsbemühungen darauf geeinigt, die grenzüberschreitende Propaganda auf beiden Seiten einzustellen. Nordkorea hat Südkorea in den vergangenen Monaten wiederholt unterstellt, für Propaganda-Aktionen durch private Gruppen verantwortlich zu sein, bei denen anti-nordkoreanische Flugblätter mit Ballons über die Grenze gebracht werden.

Eine internationale Expertenkommission war vergangene Woche zu dem Schluss gekommen, dass ein nordkoreanisches U-Boot das südkoreanische Kriegsschiff "Cheonan" Ende März mit einem Torpedo versenkte. Dabei kamen 46 Seeleute ums Leben. Die nordkoreanische Führung hat jede Verantwortung für den Zwischenfall bestritten.

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