Anschläge in Bombay Erste Hinweise auf Drahtzieher

Bereits einen Tag nach der Bombenserie hat die indische Regierung bekannt gegeben, dass es erste Verdächtige gibt. Noch immer steigt die Zahl der Todesopfer und Verletzten - eine Gelegenheit für Bombay Herz zu zeigen.

Nach der verheerenden Anschlagserie in der westindischen Finanzmetropole Bombay haben die Ermittler nach Angaben der Regierung erste Hinweise auf die Drahtzieher. Der Staatssekretär im indischen Innenministerium, V. K. Duggal, wollte aber keine Terrorgruppe konkret benennen. Noch sei es zu keinen Festnahmen gekommen. Der regionale Polizeichef P.S. Pasricha sagte in Bombay, es habe Hausdurchsuchungen gegeben. Aus Sicherheitskreisen hieß es, tatverdächtig sei die muslimische Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba (LeT) gemeinsam mit der verbotenen islamischen Studentenbewegung Indiens (SIMI).

Pasricha schloss eine Verwicklung der aus Pakistan operierenden Lashkar-e-Toiba (Armee der Reinen) in die Anschläge nicht aus. Er sagte, vermutlich sei der hochexplosive Plastiksprengstoff RDX verwendet worden, den LeT immer wieder bei Anschlägen benutzt. Die Gruppe hat die Verantwortung für die Tat zurückgewiesen. Sicherheitsexperten halten das Dementi für nicht glaubwürdig. Pasricha sagte, nach der Bombenserie seien 183 Leichen geborgen worden. 714 Menschen seien verletzt worden. Die Nachrichtenagentur PTI gab die Zahl der Toten unter Berufung auf die Polizei mit 190 an.

Bombay findet schnell zur Normalität zurück

Während des abendlichen Berufsverkehrs waren am Dienstag innerhalb von 30 Minuten in sieben Vorortzügen Bombays ferngezündete Sprengsätze explodiert. Bei der Katastrophe wurden 190 Menschen getötet. Die betroffenen Bahnlinien nahmen aber bereits am Tag nach den Anschlägen wieder den Betrieb auf und es herrschte der übliche Andrang. Die Abteile waren überfüllt wie immer, so dass sich einige Fahrgäste außen an den Wagen hängten - das gleiche Bild wie an jedem Tag. Nur die erste Klasse, in der die Sprengsätze detonierten, war am Tag danach nur zur Hälfte gefüllt.

Bombay zeigt sein Herz in der Stunde der Verzweiflung

Nach den Anschlägen waren für kurze Zeit alle sozialen Unterschiede aufgehoben. Reiche und Arme hätten einander geholfen, berichtete die Angestellte Deepa Kumar, die jeden Tag eine Stunde mit dem Zug zu ihrem Büro in Bombay fährt. "Fremde haben die Verletzten in ihren Wagen transportiert, ohne daran zu denken, dass ihr Blut die Polster verschmutzt", sagte sie. "In Stunden wie dieser zeigt die Stadt ihr Herz, auch wenn die Menschen Bombay sonst für die raueste Stadt auf der Welt halten." Die Einwohner von Bombay sind nur schwer zu erschüttern. "Sie können uns nicht vertreiben", sagt Ojha, ein Wachmann am Bahnhof Bandra in Bombay.

"Das Leben geht weiter. Die Menschen haben solche Anschläge schon zuvor erlebt, aber Bombay steht wieder auf." Nichts, so scheint es, kann die Menschen davon abhalten, dass sie weiter ihrem Lebensziel nachgehen. "Es ist tragisch, aber gut für unser Geschäft", sagt der Zeitungsverkäufer Ramesh Karwe und legt seine Zeitungen aus - auf den Titelseiten die Bilder von den blutigen Anschlägen.

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DPA/AP