Anschlag am Flughafen Istanbul Wie konnten die Attentäter die strengen Sicherheitsmaßnahmen umgehen?

Wieder starben bei einem Anschlag an einem internationalen Flughafen viele Menschen. Der Flughafen Istanbul-Atatürk verfügt über strenge Sicherheitsmaßnahmen - schon beim Eingang in die Abflughalle. Warum kam es dennoch zu einem Blutbad?

Bei dem Anschlag auf den Flughafen Istanbul-Atatürk deutet alles darauf hin, dass die Attentäter den Terrorakt lange und akribisch geplant haben. Sowohl die türkischen Behörden als auch die überwiegende Mehrheit von Sicherheitsexperten sehen in dem Anschlag die Handschrift der Terrormiliz IS. Nach den Anschlägen am Flughafen von Brüssel vor drei Monaten sowie weiteren Angriffen auf touristische Ziele sind türkische Sicherheitskräfte im ganzen Land in erhöhter Alarmbereitschaft. Anders als beispielsweise bei deutschen oder US-Flughäfen, gab es am Flughafen Atatürk bereits eine Sicherheitsschleuse am Eingang zur Abflughalle.

Dennoch gelang es den drei bewaffneten Angreifern, mindestens 41 Menschen mit in den Tod zu reißen - und mindestens 239 Menschen zu verletzen. Wie kann dies sein, obwohl die Sicherheitsmaßnahmen schon so streng warnen? Aus türkischen Regierungskreisen heißt es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer auch in den Innenbereich des Terminals gelangten.

Offenbar teilten sich die Attentäter auf

Möglicherweise umgingen die Attentäter, die mit Sturmgewehren und Sprengwesten bewaffnet waren, die strikten Sicherheitsmaßnahmen vor der Abflughalle und konzentrierten sich stattdessen auf den internationalen Ankunftsbereich des Flughafens. Nach Angaben des  US-Senders CNN war der Ankunftsbereich weniger stark gesichert: "In der Ankunftshalle ist die Sicherheitsstufe niedriger (als in der Abflughalle), deshalb glauben wir, dass sich die Angreifer die Ankunftshalle aussuchten." Ministerpräsident Binali Yildirim schloss Sicherheitsmängel am Flughafen hingegen aus: "Weder im Abflug- noch im Ankunftsbereich am Flughafen kann von einer Sicherheitslücke die Rede sein", sagte er bei einem Besuch am Atatürk-Airport.

Die Täter sollen mit dem Taxi zum Flughafen gekommen sein - genau wie es auch am Flughafen von Brüssel der Fall war. Offenbar teilten sich die Attentäter dann im Verlauf des Angriffs auf: Wie Zeugen dem Nachrichtensender CNBC berichteten, begann einer der Täter, auf dem Parkplatz vor der Ankunftshalle um sich zu feuern, bevor er sich in die Luft sprengte. Ein weiterer soll sich in der internationalen Ankunftshalle in die Luft gesprengt haben, nahe der Gepäckausgabe.

Schusswechsel mit den Sicherheitskräften 

Ein Zeuge schilderte der Nachrichtenagentur Reuters, der Attentäter habe vorher auf jeden gefeuert, der auf ihn zu lief. Er sei unmaskiert und ganz in schwarz gekleidet gewesen. Laut CNBC soll sich der dritte Angreifer ebenfalls innerhalb des Terminals befunden haben, als er von der Polizei bemerkt worden sei. Sicherheitskräfte seien nicht mehr in der Lage gewesen, ihn daran zu hindern, seine Sprengstoffweste zu zünden.

Die Terroristen sollen sich auch Schusswechsel mit den Sicherheitskräften geliefert haben, bevor sie ihre Sprengwesten zur Explosion brachten. Fotos vom Flughafen Atatürk zeigen viele Einschusslöcher in Fensterscheiben und schwere Schäden am Gebäude. Videoaufnahmen einer Sicherheitskamera, die in sozialen Medien die Runde machen, zeigen den Moment, als einer der Angreifer von dem Schuss eines Wachmanns getroffen wird. Momente später detoniert er seinen Sprengsatz. Zeugen berichteten gegenüber CNN, dass die Sicherheitskräfte zügig und den Umständen angemessen regierten. Ob dennoch Schwächen in der Sicherheit des Ankunftsbereichs den Attentätern eine zusätzliche Angriffsfläche boten, müssen Untersuchungen nun klären.  

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Überwachungskameras filmen Explosionen und Panik
amt