Anti-Kriegs-Demonstrationen In den USA stehen sich "Mörder" und "Idioten" gegenüber

Weltweit war der Samstag ein Tag für Proteste gegen den Krieg. In den USA standen sich Kriegs-Gegner und -Unterstützer auf der Straße gegenüber.

Nach Beginn der Militäroffensive im Irak haben am Samstag erneut weltweit hunderttausende Menschen gegen den Krieg demonstriert. In New York zogen nach Angaben der Veranstalter bis zu 200.000 Kriegsgegner durch die Straßen. Der Demonstrationszug ging den Broadway entlang; die Polizei sprach in einer inoffiziellen Zählung von 120.000 Teilnehmern. Anhänger des Kriegs demonstrierten ebenfalls in New York, sie schwenkten Flaggen und riefen „USA, USA“.

In Chicago kamen sich die jeweils mehrere hundert Menschen zählenden Demonstrationszüge von Kriegsbefürwortern und -gegnern bis auf fünf Meter nahe. „Mörder, Mörder, Mörder“ schallte es von der einen Seite; „Idioten, Idioten, Idioten“, von der anderen.

In Washington protestierten mehrere hundert Friedensaktivisten. Sie riefen: „Kein Blut für Öl.“ Auch in San Francisco gingen die Proteste weiter. Dort waren in den vorausgegangen zwei Tagen über 2.200 Demonstranten festgenommen worden. Auch in zahlreichen amerikanischen Kleinstädten gab es Demonstrationen von Pazifisten und Kriegsbefürwortern.

Eine halbe Millionen in London

In London gingen nach Angaben der Organisatoren rund 500.000 Menschen auf die Straße. Lautstark aber friedlich zogen sie in mehreren Zügen durch die Straßen zum Hyde Park. «Kein Krieg im Irak» war auf zahlreichen Plakaten zu lesen. An einer Demonstration in Paris beteiligten sich mehrere 10.000 Menschen. Vor der US-Botschaft in Brüssel kam es nach einer Friedenskundgebung zu Ausschreitungen.

Kurden demonstrieren in Frankfurt

In zahlreichen deutschen Städten protestierten rund 150.000 Menschen, allein 40.000 in Berlin, gegen den Krieg. Jeweils rund 10.000 Kriegsgegner zählte die Polizei in Hamburg, Jena, Köln, Nürnberg und Stuttgart. In Frankfurt am Main versammelten sich rund 15.000 Kurden, um gegen den angeblichen Einmarsch türkischer Truppen im Nord-Irak zu demonstrieren und ihr Frühlingsfest Newroz zu feiern. Auch in Bielefeld, Osnabrück, München, Düsseldorf und Heidelberg gab es Kundgebungen. Die Protestveranstaltungen verliefen den Angaben zufolge friedlich.

In Griechenland, Dänemark, Finnland und der Schweiz gingen jeweils zwischen 10.000 und 20.000 Menschen auf die Straße. Zehntausende Menschen in Kopenhagen und anderen dänischen Städten protestierten gegen die Beteiligung ihres Landes am Irak-Krieg. Das dänische Verteidigungsministerium hatte zuvor offiziell erklärt, das Land befinde sich im Kriegszustand mit dem irakischen Regime von Saddam Hussein. In Helsinki war es mit 20.000 Teilnehmern die größte finnische Friedensdemonstration überhaupt. In Sarajevo und Warschau protestierten jeweils mehrere hundert Menschen.

In Bahrain schießt die Polizei mit Hartgummi

Im Golfstaat Bahrain kam es am zweiten Tag in Folge zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Bei den Anti-Kriegs-Protesten vor der britischen Botschaft in der Hauptstadt Manama wurden nach Augenzeugenberichten am Samstag mindestens zehn Menschen verletzt. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein.

In Bangladesch riefen islamische Geistliche bei Demonstrationen zum «Heiligen Krieg» wegen der Angriffe auf den Irak auf. Es sei eine Pflicht, die muslimischen Glaubensbrüder im Irak zu verteidigen. Tausende Palästinenser in Lagern in Süd- und Nordlibanon riefen die Araber dazu auf, amerikanische Produkte zu boykottieren. «Mit unserem Blut verteidigen wir die Menschen des Irak», skandierten sie.