Mit Demonstrationen und Hochschul-Blockaden versuchen französische Studenten den Druck auf die Regierung zur Rücknahme der Arbeitsmarktreform zu erhöhen. Von den Protesten sind rund 70 Prozent der Hochschulen betroffen und greifen mittlerweile auf zahlreiche Schulen über.
Die Zahl der völlig blockierten Universitäten ist am Donnerstag von 17 auf 21 angestiegen. Am Rande mehrerer Kundgebungen mit insgesamt mehr als 100.000 Teilnehmern kam es zu Rangeleien mit der Polizei. "Eine Grundwelle hat die Jugend erfasst, die uns zum Sieg verhelfen wird", sagte der Präsident des Studentenverbandes UNEF, Bruno Julliard.
Neben den zehntausenden Reformgegnern haben in Paris auch tausende Bahnbeamte im Ruhestand sowie Sportlehrer wegen anderer Themen demonstriert, wodurch der Verkehr in der Metropole teilweise zusammenbrach.
Umstrittene Universitätsblockaden
Innerhalb der Studentenschaft, die zu 90 Prozent die Proteste billigt, verschärfte sich der Konflikt über die Zulässigkeit von Universitätsblockaden. In Toulouse haben sich Uni-Besetzer unter Einsatz von Tränengas und Feuerlöschern eine Schlacht mit Dutzenden Studenten geliefert, die die Blockaden durchbrechen und ihr "Recht auf Studium" durchsetzen wollten. Der Leiter der Hochschule schloss das Institut.
Innenminister Nicolas Sarkozy hat die Einsatzkräfte aufgerufen, besonnen und kaltblütig zur Deeskalation des Konflikts beizutragen. Auch die Studenten organisierten Ordnungsdienste, so dass die meisten Kundgebungen ruhig verliefen. Trotzdem gab es Ausschreitungen mit mehreren Verletzten. In Paris trennte sich eine Gruppe Randalierer vom Demonstrationszug ab und demolierte Autos.
Premierminister Dominique de Villepin hat die Studenten und Gewerkschaften erneut zum Dialog aufgerufen: "Wir sind alle mobilisiert, um auf die Sorgen der jungen Leute einzugehen und sie besser auf ihrem Weg zu einer Beschäftigung zu begleiten".
Oppositionsführer François Hollande hat Villepin vorgeworfen, "nach der brutalen Durchsetzung des Gesetzes" über den "Vertrag zur Ersteinstellung" (CPE) "auf ein Verkommen des Protestes zu setzen" und einen echten Dialog zu verweigern. "Wenn man nichts hört, nichts sieht und nichts sagt, kann alles passieren", sagte der Sozialistenchef.
Die Gewerkschaft CGT will den Konflikt nach einem nationalen Aktionstag am kommenden Samstag verschärfen. Die Regierung setze "auf die Abnutzung der Proteste", sagte CGT-Chef Bernard Thibault. Das werde man nicht zulassen.
"Angriff auf die Rechte des Einzelnen"
62 Prozent der Franzosen halten nach einer Umfrage die Proteste gegen den CPE für berechtigt. Der Erzbischof von Dijon, Roland Minnerath, nannte den CPE, der die Probezeit für Arbeitnehmer unter 26 Jahren auf zwei Jahre ausgedehnt, einen "Angriff auf die Rechte des Einzelnen".
Ein Unternehmen müsse zwar entlassen dürfen, doch Entlassungen ohne Begründung verletzten die Würde des Mitarbeiters. Das Gesetz diskriminiere zudem die Jungarbeitnehmer, sagte der Bischof unter Hinweis auf die Europäische Menschenrechtskonvention.