Argentinien und Großbritannien Wiederauflage des Falklandkrieges in Zivil

Fast 30 Jahre nach dem Falklandkrieg 1982 gibt es einen Krieg der Worte und Erklärungen zwischen Argentinien und Großbritannien.

Der Streit geht um Öl- und Gasvorkommen vor den zu Großbritannien gehörenden, von Argentinien aber ebenfalls beanspruchten Falkland-Inseln im Südatlantik . Buenos Aires will Probebohrungen britischer Unternehmen verhindern. Ein militärisches Vorgehen schließt Argentinien aus, bekräftigt jedoch seinen "rechtmäßigen Anspruch" auf die Inseln und will notfalls internationale Gerichte einschalten.

Die britische Bohrinsel "Ocean Guardian" ist bereits in den Gewässern nördlich der Falkland-Inseln eingetroffen. "Die Bohrungen werden wie geplant beginnen - es sei denn, das Wetter spielt nicht mit", hieß es in einer Erklärung des Parlaments in der Hauptstadt Port Stanley, die am Freitag auf der Titelseite der Insel-Wochenzeitung "Penguin News" zu lesen war. Die Bewohner der Inseln - auf Englisch Falklands, in Lateinamerika Malvinas genannt - befinden sich seit einiger Zeit im Ölrausch. Wenn das schwarze Gold erst einmal sprudelt, werde es allen zugute kommen, prognostiziert die britische Zeitung "Daily Telegraph" - Großbritannien, den Falkland-Inseln und Argentinien.

Argentinien betrachtet die Ölsuche als illegal und pocht auf die Verteidigung seiner Souveränität und der Ressourcen in der Region. Staatspräsidentin Cristina Kirchner verfügte per Dekret, dass Schiffe, die durch argentinische Hoheitsgewässer zu den 500 Kilometer vor der argentinischen Küste gelegenen Falkland-Inseln wollen, eine Sondergenehmigung brauchen. Auf dem am Montag in Mexiko beginnenden Gipfeltreffen der Rio-Gruppe, in der fast alle lateinamerikanischen Staaten organisiert sind, sollen die Teilnehmer auf Wunsch Kirchners die britische Ölsuche verurteilen. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez richtete bereits einen Appell an Großbritannien: "Gebt die Malvinas dem argentinischen Volk zurück!"

Britische Zeitungsberichte lesen sich bisweilen, als stehe schon bald ein neuer Krieg zu erwarten. Die Lage unterscheidet sich allerdings erheblich von der im Jahr 1982. Damals hatte London lediglich etwa 80 Royal Marines auf den Falklands stationiert. Heute gibt es einen Militärstützpunkt mit 2000 britischen Soldaten, Boden-Luft-Raketen, einen Zerstörer und Kampfjets.

Argentiniens Botschafter bei den Vereinten Nationen, Jorge Argüello, erhob dieser Tage den Vorwurf der Kriegstreiberei gegen bestimmte Kreise in Großbritannien. Die Regierung in Buenos Aires kündigte "angemessene Maßnahmen" zur Verhinderung der geplanten britischen Bohrungen an. Sie setzt im Übrigen aber auf eine friedliche Beilegung des Streits. Für kommenden Mittwoch ist nach Angaben argentinischer Diplomaten ein Treffen von Außenminister Jorge Taiana mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vorgesehen.

Im April 1982 hatte ein argentinisches Expeditionskorps die 1833 von den Briten eroberten Inseln besetzt, war aber nach 74 Tagen wieder verdrängt worden: Die Militärjunta kapitulierte vor der britischen Armee, die "Eiserne Lady" in London, Premierministerin Margaret Thatcher, triumphierte. Im Falkland-Krieg starben auf beiden Seiten insgesamt mehr als 900 Menschen. Heute gibt es auf dem Insel-Archipel rund 3000 Bewohner - außerdem 500.000 Schafe sowie ungezählte Wildgänse, Robben und Pinguine.

AFP
Denis Hiault, AFP