So mancher staunte Bauklötze, als die Meldung über die Ticker ging. Ausgerechnet Friedrich Merz. Ausgerechnet der erbitterte Rivale um den CDU-Vorsitz. Ausgerechnet jener Kontrahent, der frei von sichtbaren Selbstzweifeln so gar nicht auf einer Linie mit dem überaus moderat auftretenden Kanzlerkandidaten der Union zu liegen scheint. Ausgerechnet diesen Lautsprecher beruft der Leisetreter Armin Laschet in sein Wahlkampfteam? Beweist das nicht einmal mehr die Konzept- und Richtungslosigkeit des 60-jährigen "Merkelaners"? Wie soll so jemand Kanzler werden?
Kurz gesagt: genau so. Bei Licht betrachtet ist Merz' Berufung "ein typischer Laschet". Mit dem softpopulistischen Sauerländer verleibt sich der Mann aus Aachen mit einem Handstreich ein paar Fähigkeiten ein, die er selber einfach nicht mitbringt. Etwas Klartext, ein bisschen auf den Tisch hauen – zumindest verbal –, sofort mehr Akzeptanz im fremdelnden Osten, wie beispielsweise die Reaktion aus der Thüringer CDU zeigt, und zudem noch ein wenig Fischen am rechten Rand, ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Was schert ihn da der Zoff vergangener Tage? Für eine solche Entscheidung darf man nicht nachtragend und muss dickfellig und beharrlich sein. All' das gehört zum Arsenal Laschets.
Armin Laschet: unterschätzt und belächelt
Kaum ein Kommentator hat die Entscheidung für Merz' als klug gelobt. Mal wieder. Auch das ist typisch Laschet. Stören wird ihn das kaum. Unterschätzt, ja belächelt zu werden, ist sozusagen die Geschichte seines Lebens. Als ungeeignet für die Aufgaben, die er anstrebte, galt der Rheinländer praktisch schon immer. Chancen auf ein politisches Amt? Nicht vorhanden. Und doch klopft der oft freundlich lächelnde, eher kleine Mann laut und deutlich an die Tür des Kanzleramtes.
Dabei: Hatte er nicht gegen Markus Söder in der K-Frage praktisch schon verloren? War Friedrich Merz nicht der klare Favorit bei der Wahl des CDU-Vorsitzenden? Und hatte die CDU-NRW 2017 laut Umfragen nicht praktisch keine Chance auf den Wahlsieg gegen das rot-grüne Bündnis unter der "Menschenfischerin" und SPD-Regierungschefin Hannelore Kraft? Heute ist Armin Laschet NRW-Ministerpräsident, CDU-Chef und Kanzlerkandidat der Union. Seine Stärke: möglichst alle Strömungen in der Union zusammenzubringen, Gegner und Kritiker notfalls an sich zu drücken. So hat er es in der NRW-Regierung gemacht, so macht er es jetzt mit Merz und so dürfte er es auch für sein Schattenkabinett machen.

Aufholen kann Laschet
"Ich bin vielleicht nicht der Mann der perfekten Inszenierung, aber ich bin Armin Laschet. Darauf können Sie sich verlassen." Alle, die die grüne Kandidatin Annalena Baerbock schon als Kanzlerin sehen oder sich einen wie auch immer gearteten Politikwechsel wünschen, dürfen diesen Satz aus der Antrittsrede des CDU/CSU-Kanzlerkanditaten durchaus als Drohung verstehen. Denn noch eine Konstante gehört zu Armin Laschets politischen Vita. Am Anfang des Rennens liegt er in Umfragen oft aussichtslos zurück. Zum Schluss gewinnt er dann doch. Notfalls mit nur einer Stimme Mehrheit.