Blitzbesuch in Afghanistan Obama setzt Karsai unter Druck

Blitzbesuch von Barack Obama in Kabul: Der US-Präsident forderte von seinem afghanischen Amtskollegen Hamid Karsai energische Schritte gegen Korruption und Drogenhandel. Die US-Truppen warnte er vor "schwierigen Tagen".

US-Präsident Barack Obama hat seinen überraschenden Kurzbesuch in Afghanistan beendet und wird im Laufe des Tages wieder in Washington zurückerwartet. Während seiner knapp sechsstündigen Visite - der ersten in Afghanistan seit seiner Amtsübernahme vor 14 Monaten - war Obama am Sonntag in Kabul mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zusammengetroffen. Dabei bekräftigte er die amerikanische Partnerschaft mit Afghanistan und hob jüngste militärische Fortschritte im Kampf gegen Taliban-Rebellen und Terroristen in der Region hervor. Zugleich mahnte er jedoch Verbesserungen im zivilen Bereich an und wandte sich dabei insbesondere gegen anhaltende Korruption in der afghanischen Regierung.

Rede vor 2000 US-Soldaten

Obama kam auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram auch mit dem US-Oberbefehlshaber Stanley McChrystal zusammen. In einer Rede vor gut 2000 Soldaten machte er klar, dass die USA zwar Afghanistans Partner seien, "aber unsere Absicht ist es, sicherzustellen, dass die Afghanen die Fähigkeit haben, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Das ist der Kern unserer Mission."

Obama zeigte sich zuversichtlich, dass der Einsatz in Afghanistan erfolgreich beendet werde. Zwar werde es Rückschläge geben, "aber wir werden unseren Job erledigen". Den versammelten US-Soldaten sicherte Obama den notwendigen Rückhalt durch ein klares Mandat und die "richtige Strategie" zu, damit sie "ihren Job erledigen" könnten. Vor den Truppen lägen "schwierige Tage", sagte der Präsident. "Wir stehen einem entschlossenen Feind gegenüber. Aber wir wissen, das die Vereinigten Staaten nicht aufgeben, wenn sie etwas begonnen haben."

Er warnte, wenn es nicht gelinge, Al-Kaida-Terroristen und Taliban erfolgreich zu bekämpfen, "wenn die Region zurückgleitet, dann werden mehr Leben von Amerikanern auf dem Spiel stehen, und die Welt wird deutlich weniger sicher sein".

Kampf gegen Opiumhandel

Das persönliche Gespräch mit Karsai will Obama am 12. Mai in Washington fortsetzen. Bei dem knapp 30-minütigen Treffen mit seinem afghanischen Amtskollegen in Kabul hatte der US-Präsident auch einen verstärkten Kampf gegen den Opiumhandel angemahnt, einer Geldquelle für die Rebellen. Außerdem drängte er zu einer "guten Regierungsführung", zur Sicherstellung der Produktion in der Landwirtschaft und im Energiebereich sowie zur "Gesetzmäßigkeit". Das alles, so Obama, werde zu einem sichereren und unabhängigeren Afghanistan mit mehr Wohlstand beitragen.

Ein hochrangiger Washingtoner Regierungsbeamter charakterisierte das Gespräch mit Karsai als "sehr produktiv" und geschäftsmäßig". Der afghanische Präsident selbst sprach von einer "guten Diskussion".