Die ehemalige Chefin von HP hat hohe Ziele und will Präsidentin der USA werden. Doch Carly Fiorina muss zum Start ihrer Wahlkampagne eine peinliche Panne hinnehmen. Am Montag ist die 60-Jährige in das Rennen um das Amt eingestiegen und kündigte ihre Kandidatur bei den Vorwahlen an. Dem TV-Sender ABC erklärte Fiorina, warum sie besonders geeignet sei: "Ich denke, ich bin die Beste für den Job, weil ich verstehe, wie die Wirtschaft funktioniert", sagte die Ex-Chefin von Hewlett-Packard, einer der größten Konzerne der USA.
Zugleich sorgte jedoch ein ehemaliger Untergebener für Ungemach. Denn die angeblich so kompetente Lenkerin des IT-Unternehmens hatte schlicht vergessen, die Webseiten-Domain mit ihrem Namen zu registrieren. Das tat stattdessen der Ex-Mitarbeiter, schreibt die österreichische Zeitung "Die Presse". Und er nutzt die Seite nun, um seine Meinung zu Fiorina kundzutun. Auf carlyfiorina.org veröffentlichte der Unbekannte 30.000 traurige Smileys, eines für jeden HP-Mitarbeiter, den Fiorina entlassen hatte.
Reichlich Spott für Fiorina
"Carly Fiorina hat es nicht geschafft, diese Domain zu registrieren", schrieb er dazu. "Deshalb verwende ich sie, um zu zeigen, wie viele Menschen sie bei Hewlett-Packard rausgeschmissen hat. Es waren so viele: :( …". Nach 30.000 Smileys zieht der Autor noch eine bittere Bilanz. Die Entlassenen hätten Familie. "Und was sagt sie, was sie anders gemacht hätte?", fragt er und zitiert Fiorina. "Ich hätte sie noch schneller entlassen sollen".
Das Domain-Versäumnis brachte Fiorina reichlich Spott ein. Umfragen zufolge aber hat sie ohnehin kaum Chancen auf das Amt, anders als die Senatoren Rand Paul und Marco Rubio sowie der ehemalige Florida-Gouverneur Jeb Bush. Fiorina hat bisher noch kein öffentliches Amt bekleidet.
Bei der Senatoren-Wahl in Kalifornien unterlag sie 2010 trotz hoher allgemeiner Zustimmungswerte für die Republikaner der Demokratin Barbara Boxer. Im Präsidentschaftswahlkampf will sich die Multimillionärin nun ihre Position als Außenseiterin zunutze machen, um politikverdrossene Wähler für sich zu gewinnen. Sie tritt für eine konservative, wirtschaftsfreundliche Politik ein.
Die aus Texas stammende Tochter eines Bundesrichters brach ihr Jura-Studium ab, machte aber noch zwei Abschlüsse in Wirtschaft und Naturwissenschaften. Von einem Job als Sekretärin in einer kleinen Immobilienfirma arbeitete sie sich bis an die Spitze des Computerriesen HP hoch. Nachdem sie eine Übernahme des Konkurrenten Compaq gegen alle Bedenken durchgedrückt hatte und Finanzziele nicht erreichte, wurde sie 2005 schließlich aus dem Chefsessel gedrängt.
Unter Republikanern ist Fiorina keine Unbekannte. 2008 beriet sie Senator John McCain in dessen Präsidentschaftswahlkampf.