Chile Hundertausende Schüler protestieren

Mit einer gewaltigen Demonstration haben chilenische Schüler auf ihre Probleme hingewiesen: Die öffentlichen Schulen sind miserabel ausgestattet, die privaten Schule horrend teuer. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Jugendlichen vor.

Mehr als eine halbe Millionen Menschen beteiligten sich an der Demonstration für ein besseres Schulsystem in Chile, mindestens Teilnehmer wurden festgenommen. Bei Straßenschlachten mit der Polizei in der Hauptstadt Santiago seien zudem 26 Menschen verletzt worden, teilte das Innenministerium am Dienstag mit. Gespräche zwischen Mitgliedern der Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet und Vertretern der Schüler in der Nationalbibliothek mussten unterbrochen werden, weil das von der Polizei eingesetzte Tränengas auch in die Konferenzräume eingedrungen war. "Wir demonstrieren im Namen unserer Schule. Die Waschräume sind Ekel erregend, man kann noch nicht mal in der Umkleide duschen, und es wird nichts dagegen unternommen", sagte ein 15-jähriger Demonstrant, dessen Nase und Augen vom Tränengas brannten.

Die Schüler, denen sich auch Studenten und Eltern anschlossen, fordern eine Reform des Schulsystems, verbilligte Fahrscheine für den Öffentlichen Nahverkehr sowie ein Ende der Prüfungsgebühren für die Aufnahme in eine Universität. Die Proteste begannen bereits vor einem Monat und stellen die größte Herausforderung für die seit drei Monaten amtierende Regierung Bachelet dar. Ihr Sprecher Ricardo Lagos Weber berichtete von "Fortschritten" bei den Gesprächen mit den Schülern, nannte jedoch keine Einzelheiten.

Eltern bluten für Schulgeld

Viele chilenische Familien müssen einen großen Teil ihres Einkommens in die Ausbildung ihrer Kinder investieren. Wer kann, schickt seine Kinder auf teure Privatschulen, weil die öffentlichen Schulen miserabel ausgerüstet sind und einen schlechten Ruf haben. Schülervereinigungen monieren zudem, dass unter Diktator Augusto Pinochet Privatschulen das Recht eingeräumt wurde, Gewinne zu machen. Damit sei die Bildung dem Profit ausgeliefert worden.

DPA · Reuters
DPA/Reuters