Nach Lockerungen China kämpft mit Corona-Welle: Nachverfolgung der Infektionen inzwischen "unmöglich"

Ganz in Schutzkleidung gehüllt wartet eine Frau in Wuhan, China am Bahnhof auf den Zug
Ganz in Schutzkleidung gehüllt wartet eine Frau in Wuhan, China am Bahnhof auf den Zug
© AFP
Geschlossene Läden, Schlangen vor Apotheken: Nach der Abkehr von der Zero-Covid-Politik ächzt China unter einem hohen Anstieg an Infektionszahlen. Besonders die Krankenhäuser sind am Limit. Die Regierung verspricht nun Verbesserungen.

Eine Woche nach der Lockerung der strikten Corona-Politik in China schaffen es die Behörden des Landes nicht mehr, die Ausbreitung des Virus genau zu verfolgen. Die wahre Zahl an Infektionen könne nicht mehr angegeben werden, erklärte am Mittwoch die nationale Gesundheitsbehörde. "Viele asymptomatische Menschen machen keine PCR-Tests mehr, deshalb ist es unmöglich, die aktuelle Zahl von asymptomatisch Infizierten akkurat zu benennen."

Vize-Regierungschefin Sun Chunlan gab laut Medienberichten an, dass die Zahl der Infektionen in Peking "rasant steigt". Viele Menschen decken sich nun mit Medikamenten ein, im Netz wird über ausverkaufte Arzneimittel und lange Schlangen vor Apotheken berichtet. Zudem müssen viele Geschäfte und Restaurants in der Hauptstadt schließen, weil ein Großteil der Beschäftigten krank ist.

Corona-Welle in China: Krankenhäuser überlastet

Nach landesweiten Protesten sowie einem Einbruch des Außenhandels im November hatte die Volksrepublik vor einer Woche mit einer Abkehr von ihrer strikten Null-Covid-Politik begonnen. Landesweit wurden zunächst Quarantäneregeln und Testpflichten gelockert oder sogar abgeschafft und die Massenabriegelungen beendet. Am Montag kündigten die Behörden zudem das Ende der staatlichen Corona-App an, die zweieinhalb Jahre lang die Bewegungsfreiheit der Menschen stark einschränkte.

Die abrupte Kehrtwende der chinesischen Führung bedeutet, dass das Land nun mit einer Welle von Corona-Fällen konfrontiert sein wird, auf die es schlecht vorbereitet ist: Millionen ältere Menschen sind noch immer nicht vollständig geimpft, und den unterfinanzierten Krankenhäusern fehlen die Kapazitäten, um eine große Zahl von Patienten aufzunehmen.

Hinzukommt, dass sich auch das Gesundheitspersonal reihenweise ansteckt. Die Behörden riefen die Bevölkerung dazu auf, die Krankheit möglichst zuhause auszukurieren und nicht in die Kliniken zu strömen.

Regierung verspricht verbesserte Hilfe

Bei einer Inspektionstour in Peking rief Vizeregierungschefin Sun Chunlan dazu auf, einen "reibungslosen Übergang" von der bisherigen Vorbeugung gegen das Virus zur jetzt nötigen medizinischen Behandlung der Infizierten zu gewährleisten, wie Staatsmedien berichteten. Die Vizeregierungschefin betonte die Notwendigkeit, die Reaktion auf das Virus "wirksam" mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu koordinieren – was als Hinweis auf einen der Beweggründe hinter der Null-Covid-Wende gewertet wurde.

Nicht nur die Krankenhäuser sind überlastet, viele Apotheken haben auch keine Medikamente gegen Erkältungen und Fieber mehr. Sun Chunlan betonte deshalb, es brauche zusätzliche Fieberkliniken und mehr Personal. Vor allem Ältere, Kinder, Patienten mit Vorerkrankungen, Schwangere und andere besonders gefährdete Gruppen müssten besser geschützt werden, sagte die Politikerin bei ihrem Besuch in Gesundheitseinrichtungen am Dienstag.

DPA · AFP
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