Streit um US-Waffenrecht Massaker mit Sturmgewehr in Colorado: Richter hatte Verkaufsverbot gerade erst gekippt

Nach dem Schusswaffenangriff mit zehn Toten im US-Bundesstaat Colorado kommt heraus: Der Täter hatte sein Gewehr gerade erst gekauft – und ein Richter hatte dies kurz zuvor ermöglicht.

Der Verdächtige, der beschuldigt wird, am Montag in einem überfüllten Supermarkt im US-Bundesstaat Colorado zehn Menschen erschossen zu haben, hatte kurz vor der Bluttat ein Sturmgewehr gekauft. Ahmad A. habe die Waffe am 16. März erworben, also nur sechs Tage vor dem Angriff auf eine King-Soopers-Filiale in der Stadt Boulder, berichten US-Medien unter Berufung auf Justizunterlagen.

Täter schoss mit AR-15-Sturmgewehr

Laut dem US-Sender CNN verwendete der Täter nach Angaben einer hochrangigen Quelle in den Strafverfolgungsbehörden ein Gewehr vom Typ AR-15, das mit einer Armstütze modifiziert gewesen sei. Wo genau er die Waffe gekauft habe, sei bislang nicht bekannt.

Der Angriff in Boulder hat die Debatte um das US-Waffenrecht weiter angeheizt. Zusätzliches Öl ins Feuer dürften da Medienberichte liefern, wonach ein Landesbezirksrichter nur zehn Tage vor dem Massaker ein vor zwei Jahren von der Stadt verhängtes Verbot des Verkaufs und Besitzes von Angriffswaffen und Großmagazinen gekippt hatte. Boulder hatte das Verbot nach dem Schulmassaker mit 17 Toten an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida im Februar 2018 erlassen.

Der Richter blockierte die Verordnung vor knapp zwei Wochen, weil es Städten laut den Gesetzen in Colorado nicht erlaubt sei, eigene Waffenregeln aufzustellen. Boulders Verbot "könnte einen Welleneffekt im ganzen Staat erzeugen, indem es andere Gemeinden ermutigt, ihre eigenen Verbote zu erlassen, was letztlich zu einem landesweiten De-facto-Verbot oder zu einem Flickenteppich von kommunalen Gesetzen über Angriffswaffen und Großmagazine führt", zitiert CNN aus dem Urteil. 

Die mächtige Waffenlobby NRA feierte die Entscheidung. Nach den Schüssen in Colorado veröffentlichte sie auf Twitter eine Kopie des zweiten Verfassungszusatzes über das Recht, Waffen zu besitzen und zu tragen.

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Mann erschießt zehn Menschen in Supermarkt – Video zeigt Festnahme

Halbautomatische AR-15 Sturmgewehre sind bereits häufig bei Massakern und Amokläufen in den USA eingesetzt worden, auch in Colorado. So tötete im Juni 2012 ein 24-jähriger Mann in einem Kino in der Stadt Aurora mit einem AR-15 zwölf Menschen. Auch der Täter in Parkland in Florida verwendete ein AR-15.

US-Präsident Joe Biden rief am Dienstag den US-Kongress auf, zwei vom demokratisch dominierten Repräsentantenhaus bereits beschlossene Gesetzentwürfe zu verabschieden, mit denen Waffenkäufer und -besitzer strenger überprüft werden sollen. Dabei sprach er sich erneut auch für ein Verbot von Sturmgewehren aus. Das sollte keine parteipolitische Angelegenheit sein, mahnte Biden. "Ich brauche keine weitere Minute zu warten, geschweige denn eine Stunde, um Schritte zu unternehmen, die der gesunde Menschenverstand diktiert und die in Zukunft Leben retten werden."

mad