Pro-palästinensische Proteste Columbia University suspendiert Studenten – Demonstranten besetzen Gebäude

Columbia University
Studenten gehen vor der Bibliothek der Columbia University in der Nähe des pro-palästinensischen Protest-Camps
© Carlos Chiossone/Zuma Press Wire / DPA
Die Columbia University in New York zieht gegen pro-palästinensischen Demonstranten nun andere Saiten auf. Da sie das Protest-Camp auf dem Campus nicht räumen, werden die ersten suspendiert. Die Studenten schlagen wiederum zurück – und besetzen Uni-Gebäude.

Die seit knapp zwei Wochen andauernden propalästinensischen Demonstrationen an der New Yorker Elite-Universität Columbia drohen zu eskalieren. In der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) drangen Demonstrierende in ein Gebäude ein, wie US-Medien berichteten. Es handle sich um die Hamilton Hall, die auch 1968 während eines Protests gegen den Vietnam-Krieg besetzt worden war. 

Lage in New York eskaliert: Studenten besetzten Uni-Gebäude

Auf Videos war zu sehen, wie vermummte Personen mit schwarz-weißen Palästinensertüchern Fenster einschlugen und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadierten. Nach Angaben der Studierendenzeitung "Columbia Spectator" befanden sich mehrere Dutzend Protestierende in der Hamilton Hall. Hunderte weitere demonstrierten demnach vor dem Gebäude. Die Polizei halte sich außerhalb des Universitätsgeländes für den Fall bereit, dass es Verletzte gebe.

Die Studierendengruppen "Columbia Students for Justice in Palestine" und "Columbia University Apartheid Divest" kündigten an, die Hamilton Hall nicht zu verlassen, bis ihre Forderungen erfüllt würden. "Ein Gebäude zu besetzen, ist ein geringes Risiko im Vergleich zum täglichen Widerstand der Palästinenser im Gazastreifen", hieß es in einer auf der Plattform X, früher Twitter, verbreiteten Stellungnahme. Die Columbia empfahl Studierenden und Mitarbeitern, aus Sicherheitsgründen am Dienstag nur in dringenden Fällen den Campus aufzusuchen.

Columbia University suspendiert Studenten

Nach erfolglosen Verhandlungen zwischen den Demonstranten und der renommierten Hochschule ging die Universität zuvor gegen Studenten vor. Es sei damit begonnen worden, Studenten zu suspendieren, hatte ein Universitätsvertreter am Montag (Ortszeit) erklärt. Dies sei Teil der nächsten Phase, um die Sicherheit auf dem Campus zu gewährleisten. Die Demonstranten hatten eine bis Montagnachmittag gesetzte Frist zur Räumung ihres Protestcamps auf dem Campus verstreichen lassen.

Universitätspräsidentin Minouche Shafik hatte am Montag mitgeteilt, die tagelangen Verhandlungen zwischen beiden Seiten seien ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Sie appellierte an die Demonstranten, ihr Camp "freiwillig" zu räumen – dem kamen die Protestierenden jedoch vorerst nicht nach. Die ihnen gesetzte Frist verstrich, ohne dass es Anzeichen für eine Auflösung des Camps mit 200 Menschen gab.

Verhandlungen mit Protestierenden erfolglos

Die Universitätsleitung hatte seit Mittwoch mit den Demonstranten verhandelt. Ein zentrales Streitthema war die Forderung der Protestierenden, dass die Columbia University sich von Unternehmen mit Verbindungen zu Israel trennen müsse.

In ihrer Erklärung am Montag machte Shafik deutlich, dass die Universität nicht die Absicht habe, "Investitionen aus Israel abzuziehen". In den Gesprächen habe die Hochschulleitung jedoch angeboten, die Transparenz über die von der Universität getätigten Investitionen zu erhöhen und Vorschläge der Studierenden für "sozial verantwortungsvolles Investieren" beschleunigt zu prüfen.

"Unerträgliche" Atmosphäre an Columbia University

Shafik beklagte jedoch, dass viele der jüdischen Studierenden die in den vergangenen Wochen an der Columbia University herrschende Atmosphäre "unerträglich" gefunden und deshalb die Universität verlassen hätten. "Antisemitische Sprache und Handlungen sind inakzeptabel und Aufrufe zur Gewalt sind einfach abscheulich", erklärte die Universitätspräsidentin.

Mitte April hatte die Hochschule die Polizei auf den Campus gerufen, um gegen die Proteste vorzugehen. Dabei wurden mehr als 100 Menschen festgenommen. Die pro-palästinensischen Proteste weiteten sich daraufhin auf andere Hochschulen im ganzen Land aus.

Pro-palästinensische Protestcamps aufgelöst

Am vergangenen Wochenende löste die Polizei Protestcamps an mehreren US-Hochschulen auf, teils unter Einsatz von chemischen Reizstoffen und Tasern. Rund 275 Protestierende wurden festgenommen, darunter allein 100 an der Northeastern University in Boston.

Israel: Neues Geisel-Video erhöht den Druck auf die Regierung
In einem Hamas-Video ist Hersh Goldberg-Polin zu sehen, stark gezeichnet, aber mutmaßlich am Leben. Jetzt wächst in der israelischen Bevölkerung die Unzufriedenheit mit der Regierung, die ihrer Meinung nach zu wenig für die Freilassung der Geiseln tut.
Neues Geisel-Video erhöht den Druck auf die israelische Regierung
© AFP PHOTO / HAMAS MEDIA OFFICE

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden rief die Protestierenden zum Gewaltverzicht auf. "Wir respektieren natürlich das Recht auf friedliche Proteste", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Sonntag im Sender ABC News. Die Regierung verurteile allerdings antisemitische Äußerungen "sowie die kursierende Hassrede und die Androhung von Gewalt".

Protestierende weisen Antisemitismus-Vorwurf zurück

Die Organisatoren der Proteste weisen den Vorwurf des Antisemitismus zurück. Sie betonen, dass die Proteste sich gegen die israelische Kriegsführung im Gazastreifen richteten.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verübten Großangriff auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Israel geht seither massiv militärisch in dem Palästinensergebiet vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 34.480 Menschen getötet.

Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert.

AFP · DPA
tkr / yks