Russland will offenbar einen großen Teil seiner Altschulden an Deutschland zurückzahlen. Präsident Wladimir Putin habe bei seinem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder am Montagabend in Hamburg angedeutet, dass er Deutschland "ein großes Weihnachtsgeschenk" machen wolle, hieß es aus deutschen Regierungskreisen. Bereits in der vergangenen Woche hatte es Zeitungsberichte gegeben, nach denen Russland von 2005 bis 2007 insgesamt 30 Milliarden Euro seiner Schulden begleichen will. Davon könnten jährlich mehr als zwei Milliarden auf Deutschland entfallen.
Dialogforum für Tschetschenien
Zur Lösung des Tschetschenien-Konflikts wollen Deutschland und Russland in einem "Dialogforum" zusammenarbeiten. Ein solcher Schritt sei bereits im November in die Wege geleitet worden, hieß es in den Regierungskreisen. Bei dem Forum solle es um demokratische Gesellschaft, Parlamentarismus und Zivilgesellschaft vor dem Hintergrund des Kampfes gegen den Terrorismus gehen. Zudem werde ein Beitrag zum wirtschaftlichen Aufbau der Kaukasusregion angestrebt.
Bei ihrem Treffen zum Auftakt der deutsch-russischen Regierungskonsultationen sprachen Schröder und Putin den Angaben zufolge auch "kurz" über den Ölkonzern Jukos. Dazu wollten sich beide aber erst am Dienstag zum Abschluss des Gipfels auf Schloss Gottorf in Schleswig äußern.
Minister ebenfalls dabei
Im Zentrum dieses Gesprächs stehen ein Abkommen über den Jugendaustausch sowie der Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Außerdem sollen eine Kooperation in der Raumfahrt und ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Bahn und der russischen Eisenbahn vereinbart werden. An den Konsultationen nehmen auch die wichtigsten Minister beider Länder teil.
Putin zeigte sich auch bereit, über die Staatskrise in der Ukraine, die Pressefreiheit und innere Reformen Russlands mit Schröder zu reden. Der Kanzler und Putin treffen sich erstmals seit der Krise um die Präsidentenwahl in der Ukraine, die Verstimmungen zwischen Moskau und der EU ausgelöst hatte.
Im Sonderzug nach Gottorf
Von Hamburg nach Schleswig reisen Putin und Schröder in einem Sonderzug und fahren dann weiter zum Schloss Gottorf. Das Haus Holstein-Gottorf hat jahrhundertelange Verbindungen nach Russland. Nach dem offiziellen Teil wird Putin Schröder am Abend in dessen Privathaus in Hannover besuchen.