In den USA sind die wichtigen Midterm-Wahlen in vollem Gange. Und obwohl er selbst gar nicht zur Wahl steht, schwebt Donald Trump wie ein Puppenspieler über den Köpfen seiner "Grand Old Party". Wie groß sein Einfluss bei den Republikanern noch immer ist, zeigt ein Blick auf die Auswahl der Kandidaten, bei denen er vielen Getreuen zur Kandidatur verholfen hat. Viele Beobachter sehen die Zwischenwahlen deswegen auch als Votum über Trump, das mit darüber entscheiden könnte, ob der Ex-Präsident 2024 einen neuen Anlauf für das Weiße Haus unternimmt.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte er immer wieder öffentlich mit der Vorstellung liebäugelt. Nun kündigte er am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Florida an, er werde am Dienstag kommender Woche eine "sehr große Ankündigung" machen. Einen Tag vor den Midterms verstärkt Trump damit gezielt den Trubel um seine erwartete erneute Kandidatur.
Donald Trumps Kandidaten auf dem Vormarsch
Bis dahin scheint der 76-Jährige aber seine Rolle als Königsmacher bei den Republikanern zu genießen. Er unterstützte im Vorwahlkampf für die Kongresswahlen zahlreiche Kandidaten, die sich vor allem durch bedingungslose Loyalität ihm gegenüber auszeichneten – und dadurch, dass sie seine vielfach widerlegten Wahlbetrugsvorwürfe wiederholten.
Das bescherte den Republikanern zahlreiche Kandidaten mit zweifelhaften politischen Fähigkeiten. Ein Paradebeispiel ist der Senatskandidat Herschel Walker im Südstaat Georgia. Der frühere American-Football-Star ist durch Vorwürfe der häuslichen Gewalt und falsche Angaben zu seinem Lebenslauf aufgefallen. In den vergangenen Wochen geriet der als erzkonservativer Abtreibungsgegner auftretende Politik-Neuling zudem durch die Angaben gleich zweier Frauen in Bedrängnis, er habe sie in der Vergangenheit zu Abtreibungen gedrängt und für die Schwangerschaftsabbrüche gezahlt (der stern berichtete).
Wegen Kandidaten wie Walker machen sich die Demokraten Hoffnungen, ihre hauchdünne Senatsmehrheit verteidigen zu können. Der Anführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, hat schon verlauten lassen, er sehe die "Kandidaten-Qualität" seiner Partei als Problem an. Trump habe bei den anstehenden Kongresswahlen "wenig zu gewinnen", sagt der Geschichts- und Medienprofessor David Greenberg von der Rutgers-Universität im Bundesstaat New Jersey. "Aber Trump hat viel zu verlieren, denn wenn seine Kandidaten sich als Strohfeuer erweisen, dann wird der Eindruck entstehen, dass er seine Magie verloren hat."
Knappe Midterms-Rennen im Senat
Doch es könnte natürlich auch anders kommen. Viele Senatsrennen sind extrem eng und könnten sich noch zugunsten der Republikaner wenden. Trump selbst absolviert im Schlussspurt für die Midterms noch eine Reihe von Wahlkampfauftritten, um Wähler zu mobilisieren. Und selbst, wenn die Republikaner bei der Rückeroberung des Senats scheitern – auf Trump muss sich das nicht unbedingt negativ auswirken. Die Anhänger des Ex-Präsidenten zeichnen sich durch nahezu grenzenlose Loyalität aus, die schon ganz andere Krisen überstanden hat.
Damit ist es wohl nur ein Frage der Zeit, bis Donald Trump selbst wieder auf dem Wahlzettel steht.