Der frühere US-Präsident Donald Trump hat in einem Zivilprozess gegen eine US-Autorin deren Vorwurf der Vergewaltigung als "lächerlich" und "erfunden" bezeichnet. Das ging aus einer auf Video aufgezeichneten Aussage Trumps vom vergangenen Oktober hervor, die die Verteidigung der heute 79 Jahre alten US-Autorin E. Jean Carroll nun vor Gericht abspielte, wie US-Medien berichteten.
Donald Trump weist Anschuldigung zurück
Trump selbst erschien bisher nicht persönlich, seine Erklärungen auf dem Video haben den Berichten zufolge daher umso mehr Gewicht. Carroll wirft ihm vor, sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt zu haben.
Der damals noch nicht als Politiker tätige Immobilienmakler weist die Vorwürfe zurück. Sein Anwalt erklärte zudem vor Gericht, keine Zeugen zu laden, die Trump entlasten könnten, wie der Sender NBC News und andere berichteten. Der Grund sei, dass ein Experte, der ursprünglich als einziger Zeuge neben Trump selbst vorgesehen war, aus Gesundheitsgründen nicht aussagen könne, zitierte NBC News seinen Anwalt Joe Tacopina. Weitere Ausschnitte von Trumps Erklärungen auf Video sollten der Jury am Donnerstag vorgespielt werden, berichtete der Sender weiter.
Trump-Team geht Richter an
Zu Wochenbeginn hatte der zuständige Richter Lewis Kaplan einen Abbruch des Verfahrens abgelehnt. Trumps Anwälte hatten anschließend übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge darum gebeten, den Prozess ergebnislos zu beenden, da das Gericht in dem Verfahren immer wieder "unfaire und schädliche Entscheidungen" getroffen habe. Strafrechtlich sind die Vorwürfe verjährt, zivilrechtlich stand Carroll der Rechtsweg für eine Klage jedoch offen.
Trump wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt – diese juristischen Probleme hat er noch am Hals

Die heute 79-jährige Carroll hatte Trump beschuldigt, sie im Frühjahr 1996 in der Umkleidekabine des New Yorker Luxus-Kaufhauses Bergdorf Goodman vergewaltigt zu haben. Öffentlich machte die langjährige Kolumnistin des Magazins "Elle" ihren Vorwurf erst 2019, als Trump Präsident war. Trump bezichtigte Carroll der Lüge und erklärte, sie sei nicht sein "Typ".
Strafrechtlich waren die Vorwürfe verjährt, doch zivilrechtlich konnte Carroll gegen den Milliardär vorgehen, und so verklagte Carroll Trump in New York wegen Verleumdung und im vergangenen November in einer zweiten Klage wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung selbst sowie erneut wegen Verleumdung. Sie verlangte Schmerzensgeld und Schadenersatz in nicht genannter Höhe. Weil es sich um einen Zivilprozess und nicht um ein Strafverfahren handelte, drohte Trump keine Gefängnisstrafe.
Für die Geschworenen war der Fall offenbar klar: Nach weniger als dreistündigen Beratungen sprachen sie Carroll fünf Millionen Dollar (rund 4,5 Millionen Euro) zu – zwei Millionen Dollar wegen sexuellen Missbrauchs und drei Millionen Dollar wegen Verleumdung. Ihr Urteil sei für alle Frauen, die ähnliches erlebt hätten, sagte die Autorin nach der Entscheidung. Es gehe ihr nicht um das Geld. Sie habe ihren Namen reinwaschen wollen. Und sie hätte Trump gerne im Zeugenstand vor Gericht gesehen.
Trumps Anwalt Joe Tacopina kündigte an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Er verwies unter anderem darauf, dass Carroll Trump stets Vergewaltigung zur Last gelegt habe, die Geschworenen aber lediglich sexuellen Missbrauch anerkannt hätten. Trump selbst reagierte erbost auf den Ausgang des Zivilprozesses. "Dieses Urteil ist eine Schande, eine Fortsetzung der größten Hexenjagd aller Zeiten", wetterte der 76-jährige auf seiner Onlineplattform Truth Social. Mit Blick auf Carroll erklärte Trump: "Ich habe überhaupt keine Ahnung, wer diese Frau ist."
Vor dem Urteil hatte der Ex-Präsident fälschlicherweise behauptet, er habe sich in dem Verfahren nicht "verteidigen" dürfen. Trump war dem Prozess aus eigenen Stücken ferngeblieben, zu einem Erscheinen vor Gericht war er nicht verpflichtet. Trump war während des Prozesses sogar zu einem Golfplatz in Schottland gereist, der ihm gehört.
Gegen den 76-Jährigen wird wegen einer Reihe möglicher Verbrechen ermittelt. Er selbst stellt das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden gegen ihn als politisch motiviert dar: Trump will bei der Wahl 2024 erneut als republikanischer Präsidentschaftskandidat antreten.