Dschochar Zarnajew USA wollen Boston-Bomber hinrichten lassen

Ihm werden vierfacher Mord, der Einsatz von Massenvernichtungswaffen und Verschwörung vorgeworfen. Die USA fordern für den mutmaßlichen Bombenleger von Boston, Dschochar Zarnajew, die Todesstrafe.

Der mutmaßliche Boston-Attentäter Dschochar Zarnajew soll nach dem Willen der Anklage zum Tode verurteilt werden. Das teilte Justizminister Eric Holder in Washington mit. "Nach Prüfung der Fakten, der geltenden Gesetze und der vom Anwalt des Beschuldigten übermittelten Dokumente habe ich entschieden, dass die USA in diesem Fall die Todesstrafe fordern werden."

Dschochar Zarnajew ist wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung an dem Terroranschlag auf den Boston-Marathon vom 15. April in 30 Punkten angeklagt. Ihm werden unter anderem der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, vierfacher Mord sowie Verschwörung vorgeworfen. Der Angeklagte soll gemeinsam mit seinem älteren Bruder Tamerlan im Zielbereich der Marathonstrecke zwei Sprengsätze gelegt haben. Dabei waren drei Menschen getötet und 260 teilweise schwer verletzt worden. Bei ihrem Fluchtversuch sollen die mutmaßlichen Täter zudem einen Sicherheitsmann erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben.

Die meisten Anklagepunkte bedeuten im Falle einer Verurteilung die Todesstrafe oder lebenslange Haft. Zwar ist die Todesstrafe im US-Bundesstaat Massachusetts verboten, aber Zarnajew wurde dort nach Bundesrecht angeklagt. Hinrichtungen auf Bundesebene sind selten, denn zumeist werden sie von einzelnen Staaten verfügt. Seit den 70er-Jahren gab es sie nur in drei Fällen, zuletzt 2003. Davor war 2001 der Attentäter von Oklahoma City, Timothy McVeigh, auf Geheiß des Bundes exekutiert worden.

Anklage will bis zu 100 Zeugen aufrufen

Dschochar Zarnajew war wenige Tage nach dem Attentat auf der Flucht schwer verletzt festgenommen worden. Sein Bruder wurde bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei getötet.Das Brüderpaar stammt aus einer tschetschenischen Familie und soll radikalen Islamisten nahegestanden haben.

Einen Termin für den Prozess gegen Zarnajew gibt es noch nicht. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, rund 80 bis 100 Zeugen aufrufen zu wollen. Der Prozess wird ihrer Schätzung nach rund drei bis vier Monate dauern. Eine nächste Vor-Anhörung ist für den 12. Februar geplant. Zarnajew plädiert auf "nicht schuldig".

Hunderttausende Menschen waren am 15. April in die Ostküstenmetropole gekommen, um die Läufer während des Marathons anzufeuern. An den Folgen der Explosionen starben ein achtjähriger Junge, eine 29 Jahre alte Frau und eine chinesische Studentin. Die Polizei hatte Zarnajew nach tagelanger Fahndung in Boston aufgespürt. Er verbrachte wegen seiner schweren Verletzungen lange Zeit im Krankenhaus. Über seinen heutigen Gesundheitszustand ist öffentlich nichts bekannt.

DPA
mad/AFP/DPA