Elon Musk ist dafür bekannt, den Kurznachrichtendienst Twitter als eine Art persönlichen Notizblock zu nutzen – mit teils massiven Auswirkungen. Im November 2021 zum Beispiel hatte der Tesla-Chef über Twitter abstimmen lassen, ob ein Zehntel seiner Tesla-Aktien im Wert von rund 20 Milliarden Dollar verkauft werden soll. Im Anschluss rauschte der Aktienkurs runter.
Als reichster Mann der Welt lässt es sich der 51-Jährige nicht nehmen, auch zu politischen Themen Stellung zu beziehen. Anfang vergangener Woche hatte er seine Vorstellung eines Friedensplans für die Ukraine gepostet (der stern berichtete):
"Frieden zwischen der Ukraine und Russland:
- Wiederholung der Wahlen in den annektierten Regionen unter UN-Aufsicht. Russland verlässt die Ukraine, wenn dies der Wille des Volkes ist.
- Die Krim gehört formell zu Russland, wie seit 1783 (bis zu Chruschtschows Fehler).
- Die Wasserversorgung der Krim wird sichergestellt.
- Die Ukraine bleibt neutral."
Auch diesmal rief er unter dem Tweet seine Follower zur Abstimmung auf – das Ergebnis: 40,9 Prozent der Follower stimmten dem Plan zu, 59,1 Prozent hielten dagegen. Die Reaktionen im Anschluss fielen jedoch weit heftiger aus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich empört und rief gar selbst zu einer Gegenabstimmung auf Twitter auf.

US-Politologe will von Musk persönlich vom Telefonat mit Putin erfahren haben
Wie der bekannte US-Politikwissenschaftler Ian Bremmer laut Medienberichten vor zwei Wochen persönlich von Musk erfahren haben will, habe der Tesla-Chef vor dem umstrittenen Post mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert. In einem Newsletter der von Bremmer gegründeten Beraterfirma "Eurasia Group" schrieb Bremmer Medienberichten zufolge, Musk habe ihm gegenüber erklärt, Putin sei "zu Verhandlungen bereit". Die Voraussetzung: Die Halbinsel Krim bliebe unter russischer Kontrolle, die Ukraine müsse sich zur dauerhaften Neutralität verpflichten und die Annexion der Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja anerkennen.
Außerdem habe Putin dem Tech-Milliardär gegenüber beteuert, diese Kriegsziele "in jedem Fall" zu erreichen, ungeachtet der Kosten. Sollten ukrainische Verbände in die 2014 annektierte Krim einmarschieren, würde Putin zu einer "großen Eskalation" übergehen. Dabei würde der Kremlchef auch nicht vor dem Gebrauch von Nuklearwaffen zurückschrecken. In der E-Mail soll Bremmer zudem geschrieben haben, Musk habe ihm gesagt, dass "alles getan werden müsse, um dieses Ergebnis zu vermeiden".
Elon Musk bestreitet Telefonat mit Putin
Nachdem unter anderm die US-Magazine "Vice" und "Businessinsider" über das mutmaßliche Telefonat berichteten, dementierte Musk Bremmers Behauptung.
"Hi Elon Musk. Ist das wahr?", fragte der US-Journalist Sven Henrich den Tesla-Chef auf Twitter, wobei er den entsprechenden "Vice"-Artikel verlinkte. Musks Antwort: "Nein, das stimmt nicht. Ich habe nur einmal mit Putin gesprochen, und das war vor etwa 18 Monaten. Dabei ging es um den Weltraum."
Rund vier Stunden später meldet sich Ian Bremmer ebenfalls bei Twitter zu Wort. "Elon Musk sagte mir, er habe mit Putin und dem Kreml direkt über die Ukraine gesprochen. Er hat mir auch verraten, welche die roten Linien des Kremls sind", twittert der Politologe. "Ich schreibe seit 24 Jahren meinen wöchentlichen Newsletter über Geopolitik. Ich schreibe ehrlich und unparteiisch und das Update dieser Woche war nicht anders."
"Ich bewundere Musk seit langem als einzigartigen und weltverändernden Unternehmer, was ich auch öffentlich gesagt habe", fügt Bremmer hinzu – jedoch nicht ohne Seitenhieb: "Er ist kein Geopolitik-Experte."
Quellen: "Vice"; "Businessinsider"