Der französische Präsident Emmanuel Macron ist wegen abfälliger Bemerkungen über Arbeitslose in Bedrängnis geraten. Oppositionspolitiker warfen ihm am Donnerstag "Arroganz" und Abgehobenheit vor. Der Elysée-Palast veröffentlichte ein Handyvideo, in dem Macron "gewisse Leute" aufruft, sich eine Arbeit zu suchen, "statt Chaos anzurichten". Offenbar reagierte er damit auf Proteste von gekündigten Mitarbeitern eines Betriebs gegen seine Arbeitsmarktpolitik.
Macron hatte am Mittwoch die Region Nouvelle Aquitaine im Südwesten Frankreichs besucht. Die zunächst von Medien als Audioclip verbreiteten Äußerungen fielen in einem vertraulichem Gespräch mit dem sozialistischen Regionalpräsidenten Alain Rousset. Darin berichtet Rousset von Schwierigkeiten, Arbeitskräfte für eine Gießerei zu finden. Macron antwortet: "Gewisse Leute sollten besser sehen, ob sie dort nicht einen Arbeitsplatz finden können, statt Chaos anzurichten. Denn es gibt einige, die dafür qualifiziert sind, und es ist nicht weit von ihnen entfernt."
Emmanuel Macron: Demonstrationen gegen Besuch
Gegen Macrons Besuch in der Stadt Egleton hatten zuvor entlassene Mitarbeiter eines Autoteile-Herstellers demonstriert. Sie werfen dem Präsidenten vor, sich nicht für ihre Belange einzusetzen. Der von Macron in diesem Zusammenhang verwendete Ausdruck "foutre le bordel" (Chaos anrichten) ist sehr derb und für einen Politiker unüblich. In der französischen Opposition hagelte es Kritik an Macrons Äußerungen. Der Generalsekretär der konservativen Partei Die Republikaner, Bernard Accoyer, attestierte ihm mangelnden "Respekt für die Mitbürger, besonders für diejenigen in Schwierigkeiten". Der sozialistische Fraktionschef Olivier Faure sagte, Macron habe wieder einmal seine "Verachtung für 'Ungebildete', 'Faule' und 'Nichtsnutze'" gezeigt.
Ein Regierungssprecher bemühte sich um Schadensbegrenzung: Macron habe nur das gesagt, was viele Franzosen dächten. Zudem wolle der Präsident "Klartext reden". Ein Sprecher des Elysée-Palastes betonte auf Twitter, die Zitate seien "aus dem Zusammenhang gerissen".
In dem von ihm veröffentlichten Video ist allerdings auch zu sehen, wie Regionalpräsident Rousset dem Staatschef Kontra gibt: "Man kann dieses Problem nicht gewaltsam regeln", weist er den Präsidenten zurecht. "Das ist nicht unsere Kultur. Wir müssen eine Antwort in unseren Beziehungen zur Arbeit finden."
Macron steht vor allem wegen der im September verabschiedeten Reform des Arbeitsrechts in der Kritik. Damit wird der Kündigungsschutz gelockert, und Abfindungen werden gedeckelt. Ziel ist es, den als starr geltenden französischen Arbeitsmarkt flexibler zu gestalten.
"Nicht von Faulenzern aufhalten lassen"
Im Streit um die Reform hatte Macron gesagt, er werde sich von "Faulenzern" nicht aufhalten lassen. Seit der Ankündigung seiner Regierung, die Reichensteuer weitgehend abzuschaffen, wird ihm vor allem vom linken Lager vorgeworfen, "Präsident der Reichen" zu sein.
Der französische EU-Kommissar Pierre Moscovici beklagte, Politiker hätten keine Privatsphäre mehr. Schon der frühere Präsident Jacques Chiracs habe zur Vorsicht bei ausgestreckten Mikrophonen gewarnt, heute müssten Amtsträger aber noch vorsichtiger sein.
