Die indonesischen Behörden haben begonnen, Tausende Erdbeben-Überlebende vorsorglich gegen Masern zu impfen. Mit Hubschraubern versuchten die Rettungskräfte, auch die Opfer in den entlegenen Gebieten der Katastrophenregion auf der Insel Java zu erreichen. Die Zahl der Todesopfer stieg weiter. Vier Tage nach den schweren Erdstößen gaben die Behörden sie mit 5846 an.
Der Gesundheitsministerin Siti Fadillah Supari zufolge wurde mit der Verlegung von Patienten begonnen, um eine Überfüllung der Krankenhäuser zu vermeiden. In den abgelegeneren Gegenden würden die Opfer nun in Feldlazaretten versorgt. "Helikopter werfen Nahrung ab und nehmen Patienten mit. Auch die medizinische Versorgung läuft", sagte die Ministerin der Nachrichtenagentur Reuters.
Keine Anzeichen für Seuchenausbruch
Bisher gibt es in dem Erdbebengebiet um die Städte Yogyakarta und Bantul keine Anzeichen eines Seuchenausbruchs. Die Impfungen sollen insbesondere eine Masern- und Malaria-Epidemie verhindern. Bei dem Beben der Stärke 6,3 wurden etwa 14.000 Menschen verletzt, schätzungsweise 200.000 weitere obdachlos.
Internationale und indonesische Retter setzten unterdessen ihre Hilfebemühungen für die Menschen fort. Hubschrauber wurden eingesetzt, um Überlebende in entlegenen Gegenden mit dringend benötigten Gütern wie Lebensmitteln und Zelten zu versorgen, hieß es von der staatlichen Erdbeben-Einsatzgruppe. Helfer verschafften sich zudem weiter einen Überblick im Katastrophengebiet.
Überlebende in abgelegenen Regionen klagten erneut, dass die Hilfe sie nur schleppend erreiche. Bislang hätten nur zwei Kartons mit Instantnudeln die rund 200 Menschen in seinem Dorf erreicht, sagte ein Bewohner des Ortes Trakitan im vom Beben schwer getroffenen Bezirk Klaten. Die Einsatzkräfte hatten zunächst Mühe gehabt, in abgelegene Gegenden des Erdbebengebiets vorzudringen. Als Gründe wurden schlechte oder verstopfte Straßen, aber auch großer Mangel an Personal genannt.
Nicht nur Erdbebenopfer bitten um Hilfe
Die UN schickt in den kommenden Tagen drei Feldlazarette mit je 100 Betten, Zelte, Medikamente und Stromgeneratoren. Einige Opfer klagten, dass die Lastwagen mit Hilfsgütern an ihnen vorbeiführen. "Jeden Tag fahren Lastwagen mit der Aufschrift 'Erdbebenhilfe' vorüber, aber wir können sie nicht anhalten", sagte Siwo Sudarmo. "Ich bin sehr traurig. Wir haben bislang keine Unterstützung erhalten". Er saß in einem notdürftig zusammengeschusterten Zelt an einer Straße außerhalb Yogyakartas. "Wir mussten unser Zelt selbst bauen, und ich habe auch gelernt, dass man erst ein Formular ausfüllen muss, wenn man ein Zelt haben will."
Der Leiter der Sozialbehörde der Region Bantul räumte ein, dass es Schwierigkeiten gebe. "Das Problem ist, dass nicht genug Hilfe ankommt." Allerdings seien auch nicht alle diejenigen, die um Hilfe bäten, auch Erdbebenopfer, sagte Abu Dzarin.