Der Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, hat einem Medienbericht zufolge den Vizechef der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, zu einem persönlichen Gespräch getroffen. Die beiden seien am Montag in der afghanischen Hauptstadt Kabul zusammengekommen, schrieben die "Washington Post" und "New York Times" am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise. Es sei das bislang hochrangigste Treffen zwischen der Regierung von US-Präsident Joe Biden und den Taliban gewesen, seitdem die Islamisten vor gut einer Woche die Macht in Afghanistan übernommen haben. Die CIA habe sich auf Anfrage nicht dazu äußern wollen. Baradar wird als möglicher künftiger Regierungschef gehandelt.
Die US-Regierung steht angesichts der Evakuierungsmission am Flughafen der Hauptstadt Kabul in regelmäßigem Austausch mit den Taliban. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hatte erst am Montag gesagt, man kommuniziere "mehrmals am Tag" mit den Taliban. Genauer wollte er sich zu der Kommunikation mit den Islamisten nicht äußern.
Debatte um Verlängerung der Rettungsmission
Derzeit steht die Frage im Raum, ob der internationale Evakuierungseinsatz in Kabul womöglich über den 31. August hin verlängert werden könnte. Biden hatte ursprünglich versprochen, bis zu diesem Datum alle US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Einem Bericht der "New York Times" zufolge sei es gut möglich, dass sich die Mission bis Ende September hinzieht, um auch Afghanen mit einem besonderen Auslandsvisum ausfliegen zu können. Erst in den vergangenen Tagen hatten die Vereinigten Staaten Tausende US-Soldaten eingeflogen, den Flughafen in Kabul abzusichern und die Evakuierungsmission zu unterstützen.
Die Taliban pochen darauf, dass sich die Amerikaner an diese Zusage halten und nannten die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine "rote Linie", die nicht überschritten werden dürfe. Suhail Shaheen, Sprecre der Taliban, sagte am Montag, eine Verlängerung der Frist würde die Vereinbarung mit den USA verletzten.
Allerdings ist fraglich, ob es gelingt, bis zu diesem Zeitpunkt alle ausländischen Staatsbürger und afghanischen Helfer außer Landes zu bringen. Das Thema sollte auch bei einer Video-Schalte der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen an diesem Dienstag zur Sprache kommen.