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Exilchef der Hamas Chaled Maschaal besucht den Gazastreifen

Zum ersten Mal seit 37 Jahren stattet der Exilchef der Hamas dem Gazastreifen einen Besuch ab. In einer Ansprache fordert er die Befreiung ganz Palästinas - also auch des heutigen Israels.

Zehntausende Palästinenser haben den Exilchef der radikal-islamischen Hamas, Chaled Maschaal, bei seinem ersten Besuch im Gazastreifen begeistert empfangen. Dort pries er am Freitag den Widerstandswillen der Bevölkerung gegen Israel und forderte die Befreiung ganz Palästinas, also auch des heutigen Israels. Aus Anlass des Besuchs wurden die Feiern zum 25. Jahrestag der Hamas-Gründung am 14. Dezember 1987 auf diesen Samstag vorverlegt.

"Gaza zu besuchen ist wie meine dritte Wiedergeburt", sagte der 56-Jährige, der im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern vor den Israelis aus dem Westjordanland, wo er geboren wurde, geflohen war. Als zweite Geburt nannte er einen knapp überstandenen israelischen Attentatsversuch. "Ich hoffe, dass ich meine vierte Wiedergeburt habe, wenn wir ganz Palästina befreit haben", fügte er hinzu.

Damit bestätigte Maschaal zwar das in der Gründungsakte der Hamas niedergelegte Ziel, auch das heutige Israel wieder unter palästinensische Kontrolle zu bringen. Dennoch gingen politische Beobachter im Gazastreifen davon aus, dass es sich um Lippenbekenntnisse handelte.

Ein glühender Redner und kühl kalkulierender Politiker

1956 in Ramallah geboren, floh Maschaal nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 mit seinen Eltern aus dem Westjordanland nach Kuwait, wo er Physik studierte und mit der fundamentalistischen Auslegung des Islam vertraut wurde. 1987 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Hamas, deren Politbüro er seit 1996 vorsteht.

Maschaal trat als Nachfolger Scheich Ahmed Jassins an die Spitze der Hamas. Der Physiker ist ein glühender Redner und kühl kalkulierender Politiker. Wiederholt wies er in der Vergangenheit darauf hin, dass Gewalt kein Selbstzweck sei. Zuletzt trug er als Verhandler für die Hamas in Kairo entscheidend dazu bei, dass der achttägige Gaza-Konflikt am 21. November mit einem Waffenstillstand endete.

Seine Rolle am Verhandlungstisch in Ägypten hat das politische Gewicht des verheirateten Vaters von drei Töchtern und vier Söhnen in den Reihen der Hamas erhöht. Als Chef des Hamas-Politbüros ist er der eigentliche Gegenspieler von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah. Allerdings konnte auch Abbas zuletzt mit dem erfolgreichen Antrag der Palästinenser einer Aufwertung des Beobachterstatus als Nicht-Mitgliedstaat bei der Uno einen Erfolg verbuchen. Sogar die Hamas im Gazastreifen zollte dem Fatah-Chef daraufhin Beifall.

Weiterhin ein Feind Israels

In Rafah wurde Maschaal zum von der israelischen Luftwaffe zerschossenen Wagen des getöteten Hamas-Militärchefs Achmed al Dschabaari geführt, der eigens anlässlich des Besuchs dorthin geschafft worden war. Der tödliche israelische Angriff am 14. November markierte den Beginn der israelischen Militäroffensive. "Ich hoffe, dass Gott mich zu einem Märtyrer im Land Palästina in Gaza machen wird", sagte Maschaal angesichts des Autowracks. Ein starkes Sicherheitsaufgebot im Gazastreifen soll verhindern, dass der Wunsch des Hamas-Führers vorzeitig in Erfüllung geht.

Für Israel ist Maschaal weiter ein Feind. 1997 überlebte er nur knapp einen Gift-Anschlag israelischer Agenten in der jordanischen Hauptstadt Amman. Israelische Minister hatten ihm wiederholt gedroht, er werde so enden wie der Hamas-Gründer Scheich Jassin, den Israel 2004 in einem gezielten Angriff tötete. In Gaza stand ein Besuch des Hauses von Jassin auf dem Programm Maschaals.

Maschaal wird während der viertägigen Visite im Gazastreifen Vertreter verschiedener Palästinensergruppen treffen und Familien von Opfern des jüngsten Gaza-Konflikts. Die Hamas feiert ihre Gründung offiziell am kommenden Freitag, den Auftakt macht eine Kundgebung am Samstag - mit Maschaal als Redner.

kgi/DPA/AFP DPA

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