Falludscha-Offensive "Heftiger, aber planloser Widerstand"

In der irakischen Rebellenhochburg Falludscha ist die US-Armee auf dem Vormarsch. Aus Militärkreisen hieß es, dass weite Teile der Stadt eingenommen seien und der Gegner "erhebliche Verluste" erlitten habe.

Am dritten Tag ihrer Offensive in Falludscha haben sich die US-Truppen nach eigenen Angaben in 70 Prozent der irakischen Stadt festgesetzt. Nach einer relativ ruhigen Nacht sind die Gefechte in der westirakischen Rebellenhochburg am Mittwochmorgen wieder aufgeflammt. Weiterhin gäbe es Straßenkämpfe mit kleinen Gruppen von irakischen Rebellen. Bislang kamen bei den Kämpfen um Falludscha nach Militärangaben 71 Aufständische und 10 US-Soldaten ums Leben. Wieviele Einwohner insbesondere bei den wiederholten Luftangriffen ums Leben kamen, ist nicht bekannt.

"Gesichert und unter Kontrolle

Marineinfanteristen seien über die Hauptstraße im Stadtzentrum hinaus weiter nach Süden vorgestoßen, sagte der amerikanische Major Francis Piccoli. "Gesichert und unter Kontrolle" sei auch das Viertel Dscholan im Nordwesten von Falludscha, wo Rebellen Sprengfallen platziert hätten, um den Vorstoß der US-Truppen aufzuhalten. Hingegen halten sich die Aufständische weiter in einem Streifen entlang der Hauptverbindungsstraße von West nach Ost verschanzt. Nach Angaben von Augenzeugen hätten Aufständische in der Nacht außerdem den drei Kilometer östlich von Falludscha gelegenen US-Militärstützpunkt mit Raketen beschossen.

Nach Einschätzung des Kommandeurs des multinationalen Korps, Generalleutnant Thomas Metz, kommen die amerikanischen und irakischen Truppen schneller voran als erwartet. Dem Gegner seien "erhebliche Verluste" zugefügt worden, sagte Metz in einer Videopressekonferenz in Bagdad. Metz sprach von heftigem, aber "planlosen" Widerstand. Die US-Armee gehe weiterhin von 2000 bis 3000 Aufständischen aus, die sich in der Stadt verschanzt haben. In den bereits kontrollierten Stadtteilen sei nur ein Viertel bis zur Hälfte der Zivilbevölkerung geblieben. Metz erklärte, dass sich der gesuchte Extremistenführer Abu Mussab al Sarkawi offenbar nicht mehr in Falludscha aufhalte.

Aufruf zum Wahlboykott

In der östlich von Falludscha gelegenen Hauptstadt Bagdad kam am Mittwoch ein US-Soldat bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe ums Leben. Im Norden des Landes wurden sechs irakische Soldaten bei einem Bombenanschlag getötet. Die Nationalgardisten waren nach Angaben von Generalmajor Anwar Mohammed Amein auf dem Weg in eine Kaserne bei Tus, als am frühen Morgen eine Bombe am Straßenrand explodierte.

Empört über die Falludscha-Offensive und ihre Unterstützung durch die Interimsregierung von Ajad Allawi wird unter einflussreichen sunnitischen Geistlichen der Ruf nach einem Boykott der Januar-Wahlen lauter. Der Vorsitzende der Vereinigung muslimischer Geistlicher, Harith al Dhari, sagte, die Sunniten könnten nicht an einer Wahl teilnehmen, die "über den Leichen der in Falludscha Getöteten" stattfinde.