Gaza-Streifen unter Beschuss Israel übt Vergeltung für tödlichen Raketenangriff

Der Gegenschlag ließ nicht lange auf sich warten: Wenige Stunden nach dem Raketenbeschuss palästinensischer Extremisten hat Israel Ziele im Gaza-Streifen bombardiert. Das Nahost-Quartett appellierte an beide Parteien, Gespräche aufzunehmen.

Nach einem Anschlag palästinensischer Extremisten auf einen Kibbuz nördlich des Gaza-Streifens hat Israel in der Nacht zum Freitag einen Gegenangriff gestartet. Die Luftwaffe schoss mehrere Raketen auf Ziele in Gaza. Getroffen wurden nach israelischen Angaben unter anderem Schmugglertunnel unter der Grenze zwischen dem Gaza-Streifen und Ägypten, eine Waffenwerkstatt und ein Tunnel, den Militante zur Infiltration Israels gegraben hatten.

Später feuerte ein israelischer Panzer nach Angaben von Augenzeugen mehrere Geschosse Richtung Gaza. Getroffen worden sei niemand. Nach israelischen Militärangaben galt der Beschuss einem Verdächtigen, der in der Nähe des Grenzzauns herumkroch.

Bei dem Anschlag auf den Kibbuz war am Donnerstag ein thailändischer Gastarbeiter getötet worden, wie die israelischen Behörden mitteilten. Es war der erste tödliche Raketenangriff in Israel seit rund einem Jahr. Die Attacke überschatte den Besuch von EU-Außenministerin Catherine Ashton in Israel und Gaza.

Ban: Dialog ist ein wichtiger Schritt

Das Nahost-Quartett appellierte an Israelis und Palästinenser, so schnell wie möglich Gespräche aufzunehmen. Das sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Freitag bei Beratungen der Vierer-Gruppe in Moskau. "Ein Dialog ist ein wichtiger Schritt zu Verhandlungen ohne Vorbedingungen", erklärte er bei einer vom russischen Staatsfernsehen live übertragenen Pressekonferenz. Alle Staaten der Konfliktregion sollten den Dialog unterstützen. An dem Treffen in Moskau nehmen Vertreter der Vereinten Nationen, der Europäischen Union sowie Russlands und der USA teil.

Das Quartett rufe Israel weiter auf, alle seit März 2001 errichteten Siedlungen wie im Friedensplan (Road Map) vorgesehen wieder abzureißen, sagte Ban. Der UN-Generalsekretär kündigte eine baldige Reise in den Gazastreifen an. Er sei "tief beunruhigt" über die humanitäre Situation in dem abgeriegelten Palästinensergebiet. Ban rief die internationale Gemeinschaft nachdrücklich auf, mehr zur Bildung eines "unabhängigen, demokratischen und lebensfähigen" Palästinenserstaats zu unternehmen. Allerdings müssten die Palästinenser ihre "aufwieglerische Rhetorik" zügeln.

US-Außenministerin Hillary Clinton bezeichnete die jüngsten Pläne Israels zum Bau von 1.600 Wohnungen im arabischen Ostteil Jerusalems als "einseitige Schritte, die nicht bei der Lösung der Situation" helfen. "Wir hoffen sehr, dass beide Parteien schon bald zumindest indirekte Verhandlungen beginnen", sagte Clinton. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach von "sehr deutlichen Schlussfolgerungen" des Quartetts, die er im Nahost- Konflikt als "Schritt vorwärts" betrachte. "Ich gehe davon aus, dass Israel diese Erklärung hören und richtig verstehen wird", betonte Lawrow.

APN/AFP