Wenige Tage vor der geplanten Waffenruhe in Syrien haben die Regierungstruppen ihre Angriffe auf die Hochburgen des Widerstandes noch einmal verstärkt. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete am Donnerstag heftige Gefechte zwischen den Truppen von Präsident Baschar al Assad und Deserteuren im nördlichen Umland von Aleppo. Drei Soldaten seien getötet worden. In zwei Ortschaften seien die angreifenden Soldaten über die Lautsprecher der Moscheen zur Fahnenflucht aufgerufen worden.
Aktivisten in Duma im Umland von Damaskus berichteten, die Armee habe die Stadt am Morgen mit Panzern angegriffen. "Die Zivilisten sind in Panik, Kinder weinen, überall hört man Schreie", hieß es. Am Vortag sollen landesweit 92 Menschen von den Regierungstruppen getötet worden sein. Wegen der Medienblockade durch die Regierung sind derartige Angaben oft nicht von unabhängiger Seite zu überprüfen.
Während die Aktivisten Kämpfe melden, spricht das Regime von Präsident Baschar al Assad über Abzug: Soldaten seien nach Angaben der Führung in Damaskus aus Deraa, Idlib sowie Zabadani abgezogen worden, sagte Ahmed Fawzi, der Sprecher des Syrien-Sondergesandten Kofi Annan, am Donnerstag in Genf. UN-Mitgliedstaaten seien nun aufgerufen, Beobachtertruppen zur Überwachung der angestrebten Waffenruhe in Syrien ab dem 10. April bereitzustellen.
Ab Dienstag sollen die Waffen schweigen
"Die Uhr beginnt für beide Seiten am 10. April zu ticken, dann muss jede Form der Gewalt beendet werden", sagte Annans Sprecher. Für die Beobachtermission ist ein Mandat des UN-Sicherheitsrates erforderlich. Fawzi teilte weiter mit, dass Annan am 11. April nach Teheran reisen werde, um mit der Regierung des Iran über den Syrien-Konflikt zu sprechen. Der Iran gilt als einer der engsten Verbündeten des Assad-Regimes.
Die syrische Führung hatte diese Woche erklärt, sie wolle den Friedensplan des Sondergesandten Kofi Annan umsetzen. Vom kommenden Dienstag an sollten die Waffen schweigen. Die Armee werde sich dann auch aus den Städten zurückziehen. Nach offiziellen Angaben aus Damaskus traf am Mittwochabend ein von Annan beauftragtes "technisches Team" in Syrien ein. Aufgabe der Experten ist es unter anderem, die Details der geplanten Überwachung der Waffenruhe zu klären. Der Sprecher des Außenministeriums, Dschihad al Makdisi, sagte: "Die Armee ist derzeit an einigen kritischen Orten präsent, um die Bürger vor der Gewalt zu schützen."