Geheimverhör CIA befragte el Masri auch nach Terrorgruppe

  • von Rainer Nübel,
  • Gerd Elendt
  • und Mathias Rittgerott
Der von der CIA verschleppte Deutsch-Libanese Khaled el Masri ist von der CIA nach der Terrorgruppe al Tawhid befragt worden. Al Masri hatte in Deutschland seine Mitgliedschaft in der Gruppe als Asylgrund angegeben.

Der Deutsch-Libanese Khaled el Masri, der nach eigenen Angaben Anfang 2004 vom US-Geheimdienst in Mazedonien entführt und nach Kabul verschleppt wurde, ist bei den damaligen CIA-Verhören auch nach der radikal-islamistischen Gruppierung al Tawhid befragt worden. Das bestätigte al Masris Anwalt Manfred Gnjidic gegenüber stern.de.

Bei internationalen Sicherheitsbehörden galt al Tawhid zu dieser Zeit als radikal-islamistische Bewegung, von der einzelne Gruppen zum Terrornetzwerk al Kaida gehören sollen. 2002 waren in Deutschland mehrere al Tawhid-Anhänger festgenommen worden. Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte damals Hinweise darauf, dass al Tawhid auch auf deutschem Boden Anschläge plante. Bei zwei Prozessen in Düsseldorf sind 2005 vier al-Tawhid-Anhänger wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu Haftstrafen verurteilt worden. Erste Hinweise auf die radikale Organisation hatte es laut Sicherheitsbehörden Ende der 80iger Jahre in Jordanien gegeben.

El Masri gab Mitgliedschaft bei al Tawhid an

Wie stern.de aus dem Umfeld von el Masri erfuhr, hatte er 1985 seinen Asylantrag in Deutschland damit begründet, Mitglied von al Tawhid zu sein. Ein Bruder des Deutsch-Libanesen sei ein hoher al-Tawhid-Geistlicher, der Bücher schreibe, Koranlehrer sei und wechselweise in Jordanien und im Libanon lebe, heißt es weiter aus seinem Umfeld. Khaled al Masri soll 1985 auch angegeben haben, als Anhänger der antisysrischen Bewegung al Tawhid gefoltert worden zu sein.

Sein Anwalt bestätigte stern.de, Khaled el Masri habe die Mitgliedschaft bei al Tawhid in seinem Asylantrag angegeben. Ob dies nur ein vorgeschobener Asylgrund gewesen sei oder sein Mandant damals eine Funktion bei al Tawhid gehabt habe, wisse er nicht, sagte der Anwalt auf Anfrage. Seitdem el Masri in Deutschland lebe, sei er nicht mehr Mitglied von al Tawhid.

Bei den Verhören in Mazedonien und Afghanistan Anfang 2004 wollte der US-Geheimdienst offenbar mehr über al-Tawhid wissen. Weder al Masri noch dessen Bruder seien in diesem Zusammenhang von der CIA beschuldigt worden, sagte Anwalt Gnjidic. "Mein Mandant hat nichts zu verbergen. Das Thema al Tawhid hat zwanzig Jahre keine Rolle gespielt."

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema