Die Nummer drei in der Führung der militanten Palästinenserorganisation Hamas, Marwan Issa, ist nach Angaben der US-Regierung bei einem israelischen Militäreinsatz getötet worden. Issa sei bereits in der vergangenen Woche getötet worden, sagte am Montag in Washington der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan. Zuvor hatten US-Präsident Joe Biden und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erstmals seit rund einem Monat wieder miteinander telefoniert.
Israel habe "eine bedeutende Anzahl von Hamas-Bataillonen zerschlagen" und tausende Kämpfer der islamistischen Organisation getötet, darunter auch hochrangige Kommandeure, sagte Sullivan weiter. Die restliche Hamas-Führungsspitze "versteckt sich, wahrscheinlich tief im Hamas-Tunnelnetzwerk, und die Gerechtigkeit wird auch für sie kommen".
Das israelische Militär hatte vor einer Woche angegeben, dass ein Luftangriff auf eine unterirdische Einrichtung im zentralen Gazastreifen am 9. und 10. März Issa zum Ziel hatte. Er wurde als einer der Planer des Angriffs auf Israel am 7. Oktober beschrieben.
Issa sei ein Vertreter von Mohammed Deif, der den bewaffneten Flügel der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, leite, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari zu diesem Zeitpunkt. Damals gab Hagari jedoch an, dass es noch unklar sei, ob Issa bei dem Einsatz getötet worden sei. (Mehr zu den gesuchten Hamas-Terroristen lesen Sie hier.)
Israels Armee tötet hochrangige Hamas-Mitglieder in Al Schifa
Zuletzt hatte die israelische Armee bei einem gegen ranghohe Hamas-Mitglieder gerichteten Militäreinsatz auf dem Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza nach eigenen Angaben mehrere militante Palästinenser getötet oder festgenommen. "Wir haben mehr als 20 Terroristen innerhalb des Krankenhauskomplexes eliminiert" und weitere 20 "in der Umgebung des Hospitals", sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari im Fernsehen. "Mehr als 200 mutmaßliche Terroristen" seien während des Einsatzes festgenommen worden und würden nun verhört. Die israelischen Soldaten würden den Einsatz in dem Krankenhauskomplex in der Nacht fortsetzen. "Wir müssen andere Gebäude durchsuchen."
Unter den Getöteten war Faik al-Mabhuh, der laut Hagari "Chef für Spezialeinsätze innerhalb der Hamas-Organisation für innere Sicherheit" war. Die Armee veröffentlichte ein Video, das im Al-Schifa-Krankenhaus sichergestellte Waffen und Geld zeigen soll. Beides sei von der Hamas und der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad genutzt worden.
Hagari sagte, der Komplex beherberge Hamas-Mitglieder, unter ihnen Kommandeure, die daraus "ein Kommandozentrum gemacht haben, von dem aus sie Terroroperationen abwickelten und Kämpfe organisierten".
Hamas-Kommandonzentrale in Klinik?
Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP von Luftangriffen, Schusswechseln und rund 45 Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in dem Viertel. Ein AFP-Journalist beobachtete Luftangriffe auf Gebäude in der Umgebung des größten Krankenhauses des Gazastreifens. "Hunderte Menschen, vor allem Kinder, Frauen und Ältere, flüchten aus ihren Häusern", berichtete er. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums hielten sich "zehntausende" Menschen in dem Krankenhauskomplex auf.

Bereits Mitte November hatte die israelische Armee einen Großeinsatz im Al-Schifa-Krankenhaus ausgeführt. Im Januar erklärte Israel, die Kommandostruktur der Hamas in dem Gebiet sei zerstört. Israel hatte der Hamas vorgeworfen, in dem Krankenhauskomplex eine Kommandozentrale zu betreiben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Die Hamas wies dies zurück.
Die israelische Armee geht im Gazastreifen seit Beginn des Kriegs gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas Anfang Oktober immer wieder auch in Krankenhäusern vor.
Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Feuerpause und Geiselfreilassungen laufen seit Wochen und werden vor allem von Katar und Ägypten sowie den USA vermittelt. Auf dem Tisch liegt derzeit offenbar ein Vorschlag für eine sechswöchige Feuerpause und zu einem Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge.