Heiligendamm G8-Gipfel beginnt mit Klimapleite

Der G8-Gipfel hat noch nicht einmal richtig begonnen, da gibt es schon die erste große Enttäuschung: Die USA und Deutschland konnten sich offenbar nicht auf verbindliche Ziele für den Klimaschutz einigen. Der Chef-Umweltberater von US-Präsident Bush schob die Schuld dafür auch anderen Staaten zu.

Die USA und Deutschland haben zum G8-Gipfel offenbar keine Einigung über verbindliche Ziele im Kampf gegen die Klimaerwärmung erzielen können. Das Schlussdokument des Gipfels wird aus Sicht des Weißen Hauses keine gemeinsamen Zielwerte wie beispielsweise die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf maximal zwei Grad oder eine verbindliche Obergrenzen beim Kohlendioxid (CO2)- Ausstoß enthalten. Jedes Land müsse eigene Ziele festlegen, sagte der Chef-Umweltberater von US-Präsident George W. Bush, James Connaughton, am Mittwoch in Rostock.

Dies sei nicht allein die Sichtweise Washingtons, sondern auch beispielsweise von Kanada oder Japan, betonte Connaughton. Es brauche noch Zeit, bis sich alle wichtigen Industriestaaten auf eine gemeinsame Vision einigten. Zugleich rechne die US-Regierung mit "einem großen Schritt" vorwärts im Kampf gegen Klimaerwärmung, sagte Connaughton. Er widersprach der Sichtweise, es gebe "konkurrierende Visionen" bei der Klimafrage zwischen Deutschland und denn USA.

Gabriel und BUND wollten konkrete Ziele

US-Präsident George W. Bush hatte zum Gipfel eine eigene Klimaschutzstrategie vorgelegt. Sie sieht vor, dass sich die 10 bis 15 größten Produzenten von Treibhausgasen bis Ende kommenden Jahres über globale Klimaschutzziele einig sein sollen. Die deutsche G8- Präsidentschaft setzt sich für verbindliche Klimavorgaben unter dem Dach der Vereinten Nationen (UN) ein.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte zuvor von den Staats- und Regierungschefs eine Einigung auf bindende Klimaschutzziele verlangt. "Mit Friede, Freude, Eierkuchen ist dem Klima nicht geholfen", sagte der SPD-Politiker der "Frankfurter Rundschau". Am Ende von Heiligendamm müsse eine verbindliche Zusage der wichtigsten Industriestaaten stehen, den Ausstoß der Klimagase bis 2050 zu halbieren und die Verhandlungen für ein Kyoto-Folgeabkommen zu beginnen. Den jüngsten Klima-Vorstoß der USA bewertete Gabriel skeptisch: "Wenn sie versuchen sollten, andere Staaten für unverbindliche Zielsetzungen zu gewinnen außerhalb eines multilateralen Vertrages, wäre das nicht akzeptabel."

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält konkrete Klimaschutzziele beim G8-Gipfel für unverzichtbar. Bundeskanzlerin Merkel habe die Aufgabe, US-Präsident George W. Bush konkrete Zugeständnisse beim globalen Klimaschutz abzuringen, sagte BUND-Geschäftsführer Gerhard Timm. Dabei müssten die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad begrenzt und der Ausstoß der Treibhausgase bis 2050 um die Hälfte im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Allgemeine Floskeln über mehr Klimaschutz nützten niemandem. Der BUND ist Mitveranstalter des Alternativgipfels in Rostock.

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