Hungersnot UN warnen vor globaler Katastrophe

In Kambodscha droht die Einstellung der Schulspeisung, ähnliches dürfte in 78 anderen Ländern passieren: Das UN-Welternährungsprogramm hat vor einer riesigen weltweiten Hungersnot gewarnt. Als erstes Land hat nun Frankreich seine Nahrungsmittelhilfe verdoppelt.

Angesichts der steigenden Nahrungsmittelpreise hat das UN-Welternährungsprogramm (WFP) vor einer weltweiten Hungersnot von riesigem Ausmaß gewarnt. Mehr als 100 Millionen Menschen seien von der Krise betroffen, und die internationale Staatengemeinschaft müsse darauf genauso reagieren wie auf den Tsunami von 2004, forderte WFP-Exekutivdirektorin Josette Sheeran am Dienstag in London vor einer Gesprächsrunde zu der Lebensmittelkrise. Damals habe die Weltgemeinschaft insgesamt zwölf Milliarden Dollar an Hilfe zur Verfügung gestellt. "Wir brauchen erneut eine solche Großzügigkeit", sagte Sheeran.

Hungerbekämpfung sei "moralische Herausforderung"

Alle Nationen müssten dringend auf die Lebensmittelkrise reagieren, die in einigen Ländern bereits zu blutigen Unruhen geführt habe, betonte Sheeran. In Kambodscha drohe die Einstellung des Schulspeisungsprogramms, solange keine neuen Gelder bereitgestellt werden. In insgesamt 78 Ländern stünde die Organisation vor einer ähnlichen Entscheidung. Es sei die größte Herausforderung in der 45-jährigen Geschichte des WFP.

Die Bekämpfung des Hungers sei eine "moralische Herausforderung" für jeden Einzelnen und eine Bedrohung der politischen und wirtschaftlichen Stabilität in aller Welt, heißt es in einer Mitteilung des britischen Premierministers Gordon Brown vor dem Treffen mit Experten und Vertretern internationaler Hilfsorganisationen und auch Supermarktketten.

Sarkozy will höhere Agrarproduktion

Frankreich hat angesichts der Hungerkrise in der Welt seine Nahrungsmittelhilfe verdoppelt. In diesem Jahr würden 60 Millionen Euro gezahlt, gab das französische Präsidialamt am Dienstag nach einem Treffen von Staatspräsident Nicolas Sarkozy mit dem Chef der Welternährungsorganisation FAO, Jacques Diouf, in Paris bekannt. Für eine "dauerhafte" Lösung der Nahrungsmittelkrise fordere Sarkozy eine Erhöhung der Agrarproduktion.

Nötig sei eine "globale Partnerschaft" für Nahrung und Landwirtschaft, um die Einsätze von Vereinten Nationen, Staaten, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen besser zu koordinieren. Um die Agrarproduktion in Afrika wieder anzukurbeln, sei ein "neuer Konsens" erforderlich, hieß es in der Pressemitteilung des Élysée-Palastes. Landwirtschaft müsse in der Entwicklungshilfe wieder ein "Schlüsselsektor" werden. Frankreich wolle bis 2012 eine Milliarde Euro in die Entwicklung der afrikanischen Agrarwirtschaft fließen lassen. Auf Einladung Dioufs werde Sarkozy zum FAO-Gipfeltreffen Anfang Juni nach Rom reisen.

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