Jemen USA greifen erneut Stellungen der Huthi-Rebellen an und zielen auf Raketen

Huthi-Anhänger protestieren gegen den Militärschlag der USA und recken Waffen in die Höhe
Die USA und Großbritannien hatten vergangene Woche gemeinsam Luftangriffe gegen Huthi-Stellungen geflogen – der Einsatz löste Proteste unter Anhängern der Miliz aus
© Xinhua / Imago Images
Die USA haben nach eigenen Angaben erneut Huthi-Ziele im Jemen angegriffen. Die Miliz greift seit Monaten internationale Handelsschiffe an und rechtfertigt das mit Israels Einsatz im Gazastreifen.

Nach einer erneuten Drohnenattacke auf ein Schiff im Golf von Aden haben die USA in der Nacht zu Donnerstag wieder Stellungen der vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Miliz im Jemen angegriffen. Der Militärschlag habe 14 für den Abschuss vorbereiteten Raketen gegolten, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs am Mittwochabend (Ortszeit) mit.

Zuvor hatte das US-Militär mitgeteilt, eine im Jemen gestartete Kampfdrohne habe einen unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden US-Frachter getroffen. Es habe einige Schäden gegeben, aber keine Verletzten. Die Vereinigten Staaten hatten die Miliz vor wenigen Tagen wieder als Terrororganisation eingestuft.

Huthi-Raketen "unmittelbare Bedrohung"

"Diese Raketen auf Abschussrampen haben eine unmittelbare Bedrohung für Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine dargestellt und hätten zu jedem Zeitpunkt abgefeuert werden können", erklärte das Regionalkommando. Die US-Streitkräfte hätten von "ihrem Recht und ihrer Verpflichtung" Gebrauch gemacht, sich selbst zu verteidigen. Die Streitkräfte würden ihre "Aktivitäten fortsetzen, um das Leben unschuldiger Seeleute zu schützen", erklärte Centcom-Kommandeur Michael Erik Kurilla.

Zuvor hatten Medien in den USA und im Jemen von den erneuten Angriffen berichtet. Es war das vierte Mal in weniger als einer Woche, dass US-Streitkräfte Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz ins Visier nahmen. Der von den Huthi betriebene Fernsehsender Al-Masirah sprach von einer erneuten "amerikanisch-britischen Aggression". Ziele seien unter anderem die Hafenstadt Hodeida und die Stadt Tais gewesen. Demnach wurden bei den jüngsten Angriffen neben den beiden Städten auch die drei Provinzen Dhamar, al-Bajda und Saada getroffen.

Ein Einwohner von Hodeida sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe gegen 2.16 Uhr (Ortszeit) eine Explosion im Osten der Stadt in der Nähe des Flughafens gehört.

Miliz greift nach wie vor Handelsschiffe an

Die USA und Großbritannien hatten vergangene Woche gemeinsam Huthi-Stellungen angegriffen. Die beiden Länder reagierten damit auf die Reihe von Drohnen- und Raketenangriffen der pro-iranischen Miliz auf Schiffe im Roten Meer. Die USA attackierten in der Folge erneut mehrfach Huthi-Ziele.

Die Miliz, die weite Teile des Jemen kontrolliert, hat ihre Angriffe auf Schiffe aber fortgesetzt. Am Mittwoch attackierte sie im Golf von Aden mit einer Drohne das Frachtschiff "Genco Picardy", das unter der Flagge der Marshallinseln fährt, aber einem US-Unternehmen gehört und von einer US-Reederei betrieben wird. Verletzt wurde niemand, an dem Schiff entstand aber Schaden.

Am Mittwoch verkündeten die USA, die Huthi wieder als Terrororganisation einzustufen und auf eine entsprechende Liste zu setzen. "Die Huthi müssen für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden", erklärte US-Außenminister Antony Blinken. Dies dürfe aber nicht zu Lasten der jemenitischen Zivilbevölkerung gehen. Die Einstufung der Miliz wird den Angaben zufolge in 30 Tagen in Kraft treten.

Der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte, sollten die Huthi ihre Angriffe im Roten Meer und im Golf von Aden einstellen, "werden die USA diese Einstufung sofort erneut überprüfen". Die US-Regierung hatte die Huthi-Miliz Anfang 2021 kurz nach Bidens Amtsantritt von einer Liste mit Terrororganisationen gestrichen, um die internationale Krisenhilfe für das Bürgerkriegsland Jemen nicht zu erschweren.

Die Huthi-Rebellen erklärten am Mittwoch umgehend nach ihrer erneuten Einstufung als Terrororganisation, weiter Schiffe attackieren zu wollen. "Wir werden nicht aufhören, israelische Schiffe oder Schiffe auf dem Weg zu Häfen im besetzten Palästina ins Visier zu nehmen", sagte Huthi-Sprecher Mohammed Abdelsalam dem katarischen Fernsehsender Al-Dschasira. Es gehe um die "Unterstützung des palästinensischen Volkes".

"Achse des Widerstands" gegen Israel

Nach einem beispiellosen Großangriff der islamistischen Hamas hatte Israel der Palästinenserorganisation den Krieg erklärt und einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet. Hunderte Hamas-Kämpfer hatten am 7. Oktober Israel brutal überfallen und etwa 1140 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden im Gazastreifen seit Kriegsbeginn mehr als 24.400 Menschen getötet.

Die Huthi haben seit dem Beginn des Krieges zahlreiche Drohnen- und Raketenangriffe auf Schiffe verübt. Die schiitische Miliz sieht sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands", zu der neben der radikalislamischen Hamas auch die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon gehört. Beide sind von den USA und der EU ebenfalls als Terrororganisationen eingestuft.

Der britische Außenminister David Cameron rief den Iran am Mittwoch auf, den Huthi keine Waffen mehr zu liefern. Teheran müsse vielmehr seinen Einfluss auf die Miliz nutzen, "um Huthi-Angriffe im Roten Meer zu stoppen", schrieb Cameron am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst X, früher Twitter.

AFP · DPA
mkb