Lange Zeit wurden die Huthi-Rebellen unterschätzt als begrenzte Gefahr für Israel und die USA. Im Gaza-Krieg sind die Aufständischen aus dem Jemen nun zur neuen Bedrohung geworden. In den vergangenen Wochen haben sie das Rote Meer in einen Nebenschauplatz des Kriegs zwischen der islamistischen Hamas und Israel verwandelt. Die Huthis hatten ihre Angriffe auf Handelsschiffe verstärkt und zuletzt mehrere Frachter attackiert.
Nun haben die USA und Großbritannien mit weiteren Verbündeten zurückgeschlagen. Die Luftangriffe seien eine "direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer", teilte das Weiße Haus in einer schriftlichen Stellungnahme von US-Präsident Joe Biden mit. Auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande hätten sich an dem Militärschlag beteiligt, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington.
Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Wer sind die Huthi-Rebellen?
Die Huthi-Rebellen bezeichnen sich offiziell als "Ansar Allah" ("Unterstützer Gottes"). Sie gehören der schiitischen Strömung der Saiditen an, deren Imame bis 1962 im Nordjemen herrschten. Seitdem zettelten sie mehrfach Aufstände gegen die sunnitische Führung in der Hauptstadt Sanaa an. 2014 übernahmen sie dort die Kontrolle und beherrschen heute weite Teile des Landes, vor allem im Nordjemen. Ihren Namen verdanken sie ihrem früheren Anführer Hussein al-Huthi, der aus der Gruppe eine politische Bewegung formte. Etwa ein Drittel der jemenitischen Bevölkerung sind Saiditen.
Wie stark ist die Miliz?
Eine Analyse von 2019 kam auf schätzungsweise 180.000 bis 200.000 bewaffnete Kämpfer. Diese haben Zugang zu Panzern und technischen Fahrzeugen sowie zu Panzerabwehr-Lenkraketen, ballistischen Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern. Seit ihrem Aufstand ab 2014 kämpfen die Huthis im Jemen gegen die Regierung und ein vom sunnitischen Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis, das verhindern will, dass die Huthis ihren Einfluss in dem Nachbarland noch weiter ausdehnen. Der Krieg mit schätzungsweise 377.000 Todesopfern hat im Jemen in eine humanitäre Katastrophe ausgelöst.
Wer unterstützt die Huthis?
Vor allem der Iran und die Hisbollah im Libanon. Ohne deren Hilfe hätten die Huthis ihr Waffenarsenal – darunter Raketen mit einer Reichweite von bis zu 3000 Kilometer – nach Einschätzung von Experten nicht aufbauen können. Die Al-Kuds-Brigaden, Teil einer Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte, stellten ab 2014 verschiedene Waffentypen zur Verfügung, schreibt die US-Denkfabric CSIS. Die Al-Kuds-Brigaden sowie die Hisbollah bildeten die Kämpfer demnach auch aus, um etwa die Kampftaktik der Huthis zu verbessern und ihnen den Einsatz von Raketen wie auch Drohnen zu ermöglichen. Die Waffen sollen auf dem Seeweg in den Jemen geschmuggelt worden sein. Der Iran wie auch die Hisbollah bestreiten die Verbindungen für ihre schiitischen Glaubensbrüder oder spielen sie herunter.
Warum unterstützen der Iran und Hisbollah die Rebellen?
Israel ist seit der Islamischen Revolution von 1979 Irans erklärter Erzfeind. Teheran hat seit den 1990er Jahren seine Beziehungen in der Region ausgebaut, um mit der Unterstützung schiitischer Milizen eine "Achse des Widerstands" gegen Israel zu schaffen. Die Huthis gehören ebenso dazu wie die Hisbollah-Bewegung. Weil die Hisbollah Israels Armee erfolgreich aus dem Libanon vertrieb, ist die Miliz für die Huthis in ihrem Bürgerkrieg eine Art Vorbild und Mentor, auch wenn beide Gruppen unterschiedlichen schiitischen Strömungen angehören.
Deutschland "steht fest an der Seite Israels". Wie sieht es im Rest der Welt aus?

Der irische Außenminister Micheál Martin (Foto) forderte einen humanitären Waffenstillstand und sagte, das Leid unschuldiger Zivilisten habe ein Ausmaß erreicht, das eine sofortige Einstellung der Kämpfe erfordere.
Was wollen die Huthis?
Allem voran wollen die Rebellen den gesamten Jemen regieren und dafür internationale Anerkennung finden. Im Norden haben sie einen Zwerg-Staat errichtet, in dem sie ihre Ideologie auf totalitäre Weise durchsetzen, mutmaßlich etwa auch durch Folter und Tötung von Kritikern und Journalisten. Seit 2016 griffen sie verstärkt Infrastruktur in Saudi-Arabien wie auch den Vereinigten Arabischen Emiraten an, vor allem Öl-Anlagen um deren Militäreinsatz im Jemen zu untergraben. Etwa zur selben Zeit begannen sie mit Angriffen auf Handelsschiffe nahe der Meerenge Bab al-Mandab.
Wie gefährlich ist die Miliz für Israel und die Region?
Die Huthis haben zwar keinen so großen Nachschub an Waffen wie etwa die Hisbollah im Libanon. Mit ihren Drohnen und Raketen bedeuten sie aber trotzdem eine Gefahr vor allem für den Schiffsverkehr in der Region wie auch für US-Militärstützpunkte. Weitere Angriffe auf Schiffe könnten der Wirtschaft empfindlich schaden und den Ölmarkt in Aufruhr versetzen. An der jemenitischen Küste vorbei führt einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt, über den etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen. Mit zunehmenden Angriffen wachsen auch die Sorgen vor einer noch größeren Eskalation in der Region.
Wie stehen die Huthis zum Gaza-Krieg?
Die Huthis haben ihre Solidarität mit der Hamas erklärt und greifen Israel seit dem 7. Oktober auch an. Sie attackierten Israel vom Süden der Arabischen Halbinsel aus mit Drohnen und Raketen und trafen dabei die südisraelische Stadt Eilat. Sie haben zudem mit Angriffen auf alle Schiffe mit Israel-Bezug gedroht. In einer spektakulären Aktion enterten sie etwa ein Frachtschiff per Helikopter mit Sturmgewehren und filmten den Verlauf für Propagandazwecke. Bei den Angriffen auf Frachtschiffe fing ein US-Zerstörer auch mehrere Drohnen ab.
Welche Ziele verfolgen die Rebellen mit diesen Angriffen?
Die Angriffe decken sich mit der antisemitischen und antiamerikanischen Rhetorik der Huthis und der Hoffnung, breitere Anerkennung zu finden als Teil der iranischen "Achse des Widerstands". Sie passen auch zur Darstellung der Rebellen, Opfer einer Verschwörung zwischen Israel, den USA und Saudi-Arabien zu sein, mit der sie Anklang finden in der jemenitischen Bevölkerung. Mit den Angriffen lenken die Rebellen außerdem von eigenen Problemen ab und demonstrieren Stärke.