Irak Italien zieht seine Truppen ab

Nach dem Geiseldrama um die Journalistin Giuliana Sgrena hatten immer mehr Italiener einen Truppenabzug aus dem Irak gefordert. Jetzt hat sich Ministerpräsident Silvio Berlusconi dem öffentlichen Druck gebeugt.

Angesichts der wachsenden Kritik am Irak-Krieg will Italien ab September mit dem Abzug seiner Soldaten aus dem Irak beginnen. Für die von den USA geführte Koalition ist dies ein weiterer Rückschlag: Die Ukraine beginnt in dieser Woche mit dem Abzug ihrer Soldaten; auch die Niederlande beenden ihr Engagement in diesem Monat und Polen will im Juli mit dem Rückzug beginnen.

Ministerpräsident Silvio Berlusconi erklärte in einer Fernsehshow, die bis in den Mittwochmorgen ging, wenn es die Sicherheitslage im Irak erlaube, werde Italien im September mit dem Rückzug beginnen. "Wir brauchen eine klare Ausstiegstrategie, und dies auch, weil die öffentliche Meinung dies fordert", sagte Berlusconi. Die Gespräche dazu würden schon bald beginnen. Er habe darüber auch schon mit dem britischen Premierminister Tony Blair gesprochen, dessen Land nach den USA das größte Truppenkontingent im Irak stellt. Berlusconi kündigte in der Fernsehsendung auch an, dass er bei den Parlamentswahlen im kommenden Jahr wieder als Regierungschef antreten will.

Tod im Kugelhagel

Italien hat rund 3.000 Soldaten im Irak stationiert. Damit gehört Rom zu den engsten US-Verbündeten im Irak-Krieg. In der italienischen Bevölkerung hatte die Ablehnung des Irak-Einsatzes nach dem Tod des Geheimdienstagenten Nicola Calipari zugenommen. Dieser starb im Beschuss von US-Soldaten, als er die italienischen Journalistin Giuliana Sgrena nach ihrer Befreiung aus irakischer Geiselhaft zum Flughafen in Bagdad bringen wollte. US-Präsident George W. Bush hat eine schnelle und umfassende Untersuchung versprochen.

Die US-Regierung reagierte zurückhaltend auf Berlusconis Ankündigung. "Wir wissen die Beiträge der Italiener sicherlich zu schätzen", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, in Washington.

Unterdessen ist der Irak erneut von einen Anschlag erschüttert worden. An einer Straßensperre in der irakischen Stadt Bakuba hat sich ist am Mittwochmorgen eine schwere Explosion ereignet. Es habe sich um eine Autobombe gehandelt, teilte die Polizei mit. Sie befürchtet viele Opfer.

AP · Reuters
AP/Reuters