Der UN-Chefwaffeninspekteur Hans Blix hat vom Irak angesichts einer "sehr gespannten Situation" klare Beweise und eine deutlich verstärkte Zusammenarbeit bei den Waffenkontrollen gefordert. "Wir haben noch keine Beweise, dass im Irak chemische oder biologische Waffen vollständig zerstört wurden", sagte Blix in Paris nach einem Gespräch mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac.
Blix: "Wir fordern ausführliche Erklärungen"
Zu den in einem Munitionsdepot 140 Kilometer südlich von Bagdad gefundenen leeren Chemiewaffen-Sprengköpfen forderte Blix vom irakischen Präsidenten Saddam Hussein "ausführlichere Erklärungen". Ob diese Sprengköpfe - wie von Bagdad behauptet - in dem 12 000 Seiten umfassenden Waffenbericht des Iraks aufgeführt seien, werde derzeit noch in New York geprüft.
Mehrfach betonte der 74-jährige schwedische Diplomat, dass eine «aktivere Kooperation» Bagdads erforderlich sei. Die Waffeninspekteure wollten den Irak nicht "demütigen". "Wir wollen sicherstellen, dass es keine Waffen im Irak gibt, damit ein Krieg verhindert werden kann", sagte Blix. Wichtig sei ferner eine «einheitliche Haltung» im UN- Sicherheitsrat, die dieser auch in Zukunft beibehalten sollte. Blix reiste nach London weiter. Geplant war ein Treffen mit Premierminister Tony Blair auf dessen Landsitz Chequers.
Grimmige Drohgebärde Saddams
Währenddessen rief der irakische Präsident Saddam Hussein sein Volk auf, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. "Die Geschichte wiederholt sich", sagte er in einer Rede zum zwölften Jahrestag des Beginns der alliierten Luftangriffe auf den Irak 1991.
Der irakische Präsident verglich die Drohungen der USA mit dem Sturm der Mongolen, die im 13. Jahrhundert Teile der arabischen Welt erobert hatten. "Bagdad wird dafür sorgen, dass die Mongolen unseres Jahrhunderts in seinen Stadtmauern Selbstmord begehen", drohte er. Gegen Ende seiner im Staatsfernsehen übertragenen Rede, während der er mehrere Dutzend Mal "Allahu akbar" (Gott ist groß) sagte, rief er: "Es lebe der Irak und seine Armee von Gotteskriegern - Es lebe Palästina, das vom Meer bis zum Fluss befreit werden soll".
Demonstration "Allahu akbar"
In der Nacht zum Freitag hatten Tausende von Irakern bei einer Demonstration in Bagdad an den Beginn des Golfkriegs erinnert. Begleitet wurden sie von ausländischen Friedensaktivisten, darunter auch einige Amerikaner. Franzosen riefen "Bush ist ein Mörder" während Iraker Saddam-Bilder hochhielten und US-Fahnen verbrannten. Ziel des Golfkriegs von 1991 war die Beendigung der irakischen Besetzung von Kuwait gewesen.