Zwei US-Kampfhubschrauber haben am Montag in der irakischen Hauptstadt Bagdad Ziele in einem Stadtteil angegriffen, in dem neue Kämpfe zwischen US-Truppen und bewaffneten Schiiten ausgebrochen waren. In dem Gebiet, einem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Viertel, stand auch ein US-Fahrzeug in Flammen.
Schiiten-Proteste breiten sich aus
Gleichzeitig haben sich die Spannungen zwischen radikalen Schiiten und den Koalitionstruppen im Irak nach Basra ausgebreitet. In der südirakischen Stadt besetzten Anhänger des radikalen schiitischen Predigers Muktada el Sadr nach Berichten der britischen Fernsehsender BBC und Sky News ein Verwaltungsgebäude. Die britischen Truppen in Basra hätten zunächst nicht eingegriffen. Berichte über Verletzte gab es nicht.
90 Iraker bei Ausschreitungen ums Leben gekommen
Bei Kämpfen zwischen der radikalen Schiiten-Miliz "Mahdi-Armee" und US-Besatzungstruppen waren am Sonntagabend in Bagdad nach Angaben von Krankenhaus-Ärzten 90 Iraker und acht US-Soldaten ums Leben gekommen. Zuvor waren nach Informationen des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira 20 Anhänger El Sadrs in dem schiitischen Wallfahrtsort Nadschaf getötet worden, als Soldaten auf gewalttätige Demonstranten geschossen hätten. Der Sender zitierte US-Zivilverwalter Paul Bremer am Montag mit den Worten: "Muktada el Sadr steht nun außerhalb des Gesetzes".
Ihren Anfang hatten die Ausschreitungen mit einer Demonstration gegen die Verhaftung des Sadr-Sprechers Mustafa el Jakubi am Samstag genommen. 13 Verdächtige wurden nach Angaben der Koalitionstruppen festgenommen, 25 weitere wurden gesucht. Die Zahl der in Irak getöteten US-Soldaten stieg mit den jüngsten Todesfällen auf mindestens 610.
UN-Expertenteam in Bagdad eingetroffen
Unter dem Eindruck des zunehmenden schiitischen Widerstandes traf der UN-Sondergesandte Lakhdar Brahimi mit einem Expertenteam in Bagdad ein. Die Mitarbeiter der Vereinten Nationen sollen dem irakischen Verwaltungsrat helfen, bis zum 30. Juni eine Übergangsregierung zu bilden. Dieser Termin wurde durch die neue Gewalt indes in Frage gestellt. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des US-Senats, Richard Lugar, äußerte wegen der Sicherheitslage am Sonntag Zweifel, ob eine Machtübergabe am 30. Juni zu schaffen sei. Es gebe noch zu viele Fragen hinsichtlich dessen, was nach der Bildung einer Übergangsregierung geschehe, sagte der Senator von US-Präsident George W. Bushs Republikanischer Partei im ABC-Fernsehen.
USA will am bisherigen Zeitplan festhalten
Das Weiße Haus bekräftige dagegen das Festhalten an dem bisherigen Zeitplan. Die Regierung habe nicht die Absicht, vom 30. Juni als Termin für die Übergabe der Macht an eine irakische Übergangsregierung abzurücken, sagte ein Sprecher, Brian Besanceney. Zu diesem Zweck würden die USA und ihre Koalitionspartner weiter eng mit den irakischen Führungspersonen und dem irakischen Volk zusammenarbeiten. Weiter sagte der Sprecher: „Die Vereinigten Staaten werden in Irak bleiben, bis die Arbeit getan ist und es ein freies, friedliches und demokratisches Irak für das irakische Volk gibt.“ Dies sei wichtig für die Stabilisierung der gesamten Region.