Irak War es doch eine Hochzeit?

Im Streit um einen US-Luftangriff im Westen des Iraks haben arabische Fernsehsender Aufnahmen ausgestrahlt, die die Angaben von Augenzeugen stützen, das Bombardement habe eine Hochzeitsgesellschaft getroffen.

Fünf Tage nach dem umstrittenen US-Luftangriff auf ein irakisches Dorf haben Überlebende der Nachrichtenagentur AP neue Beweise dafür vorgelegt, dass die über 40 Opfer einer Hochzeitsgesellschaft angehörten. Die Fernseh-Nachrichtenagentur APTN erhielt am Sonntag ein Video einer Hochzeit, auf dem AP-Mitarbeiter mehrere Zeugen wiedererkannten, die sie einen Tag nach dem Angriff interviewt hatten. Die US-Streitkräfte hatten zuvor erklärt, sie hätten in dem Dorf Mogr el Dib keine Hinweise auf eine Hochzeit gefunden.

APTN-Reporter hatten einen Tag nach dem Angriff selbst Aufnahmen gemacht, auf denen Teile von Musikinstrumenten, Haarbüschel und eine große Blutlache zu sehen sind. Die Bilder des zerbombten Zelts zeigen auch bunte Bettwäsche, wie sie in Irak bei feierlichen Anlässen verwendet wird.

Leiche von den Angehörigen gefilmt

Das Video der eigentlichen Feier erhielt APTN von einem Cousin des Bräutigams. Darauf ist unter anderem ein Musiker zu sehen, der inzwischen tot ist - seine Leiche wurde am Donnerstag bei einer Beerdigung in Ramadi von Angehörigen gefilmt.

US-Brigadegeneral Mark Kimmitt hatte am Samstag erklärt, alles deute darauf hin, dass Mogr el Dib als Basislager für ausländische Terroristen genutzt worden sei. Die Truppen hätten dort Waffen, Ferngläser und etliche Batterien gefunden, sagte Kimmitt und zeigte mehrere Bilder. Außerdem seien afghanische Telefonnummern, ausländische Pässe und hunderte Bettdecken und Kleiderbündel entdeckt worden. Soldaten hätten außerdem ein weißes Pulver, möglicherweise Kokain, gefunden. Die Opfer hätten keine Pässe oder persönliche Gegenstände bei sich gehabt. Musikinstrumente oder Hochzeitsgeschenke seien nicht zu finden gewesen. "Es mag eine Art von Fest gegeben haben. Auch schlechte Leute feiern. Auch schlechte Leute machen Partys", sagte Kimmitt.

Angeblich keine Kinder unter den Opfern

Kimmitt wies auch Berichte zurück, wonach unter den Opfern mehrere Kinder waren. Allerdings seien mehrere Frauen getötet worden. Bei der Beerdigung der Opfer nahe Ramadi zeigten Überlebende der Fernsehnachrichtenagentur APTN am Mittwoch aber fünf Kinderleichen.

Auf den von El Dschasira und El Arabija ausgestrahlten Aufnahmen ist zu sehen, wie die Braut ganz in Weiß zu einem Konvoi aus geschmückten Fahrzeugen geführt wird. Traditionell gekleidete Männer singen und tanzen während der auf mehrere Zelte verteilten Feier, die offensichtlich den Ritualen der arabischen Beduinenstämme folgt. In einem der Zelte nehmen männliche Familienmitglieder die Gratulationen der Gäste entgegen. Dann wechseln die Aufnahmen zu Bildern von einem zerstörten Gebäude, zerrissenen Zelten und verstreuten Leichen. Es sind mindestens drei Tote zu sehen, darunter ein Mann in einem braunen Hemd, der zuvor während der Feier eine Orgel gespielt hatte.

AP · DPA · Reuters
AP, Reuters