Islamischer Staat IS ruft zu Tötung von Bürgern westlicher Staaten auf

Die Terrorgruppe Islamischer Staat hat ihr Anhänger und Befürworter dazu aufgerufen, Bürger der Staaten umzubringen, die sich der internationalen Koalition gegen die IS angeschlossen haben.

Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) hat zur Tötung von Bürgern aller Staaten aufgerufen, die sich der internationalen Koalition gegen die Organisation angeschlossen haben. Polizisten einer Spezialeinheit haben in Berlin einen mutmaßlichen Islamisten festgenommen, der in Syrien für den IS gekämpft haben soll.

Die radikale Dschihadistengruppe Islamischer Staat hat in den vergangenen Monaten weite Gebiete im Norden des Iraks und Syriens in ihre Gewalt gebracht. Ihr werden zahlreiche Gewalttaten gegen irakische Soldaten, rivalisierende Rebellen und religiöse Minderheiten wie Schiiten, Jesiden und Christen vorgeworfen. Zudem töteten sie zwei US-Journalisten und einen britischen Entwicklungshelfer und stellten Videos von den Verbrechen ins Internet.

Anhänger und Unterstützer des IS sollten "ungläubige Amerikaner oder Europäer - vor allem die boshaften und dreckigen Franzosen" töten, erklärte IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani. Der Mordaufruf der Dschihadisten wurde auf Arabisch sowie in englischen, französischen und hebräischen Übersetzungen veröffentlicht. Al-Adnani nannte darin auch Australier oder Kanadier als Ziele sowie alle "Bürger jener Länder, die sich der Koalition gegen den Islamischen Staat angeschlossen haben".

Explizite Ziele: Soldaten und Zivilisten

Nach der US-Luftwaffe hatten kürzlich auch Kampfflugzeuge Frankreichs erstmals Angriffe gegen IS-Stellungen im Norden des Iraks geflogen. Zahlreiche weitere westliche und arabische Staaten schlossen sich der US-geführten Koalition gegen die Gruppe an und sagten Waffenlieferungen oder andere Hilfen zu.

Der Dschihadisten-Sprecher nannte als Ziel für Anschläge und Angriffe explizit sowohl Soldaten als auch Zivilisten. Die Erklärung richtet sich offenbar gezielt an Einzeltäter und schien weniger zu Anschlägen mit hohem Organisationsgrad als zu einzelnen Morden aufzurufen. Der IS-Sprecher listete verschiedene Möglichkeiten auf, "Ungläubige" ohne großen logistischen Aufwand zu töten.

Die Regierung in Paris versicherte, sich durch die Drohungen nicht vom Kampf gegen die Dschihadisten abbringen zu lassen. "Frankreich hat keine Angst", erklärte Innenminister Bernard Cazeneuve. Es gebe zwar kein "Risiko Null", räumte er ein, die Sicherheitsbehörden hätten aber bereits alle nötigen Vorkehrungen getroffen.

Angst vor "Rückkehrern"

In westlichen Staaten wächst seit Monaten die Sorge, dass in Syrien und dem Irak radikalisierte Dschihadisten aus Europa, Nordamerika oder Australien bei der Rückkehr in ihre Heimatländer Anschläge verüben. Das Beispiel des Syrien-Rückkehrers, der Ende Mai im Jüdischen Museum von Brüssel vier Menschen ermordete, wird hier als Warnung angeführt.

Am Wochenende hatten belgische Medien berichtet, die dortigen Behörden hätten mehrere Anschläge von Syrien-Rückkehrern und IS-Sympathisanten verhindert. Demnach soll auch das Gebäude der EU-Kommission in Brüssel eines der Ziele gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft betonte aber, dass keine Hinweise auf konkrete Anschlagspläne gefunden worden seien. Die australische Polizei hatte am Donnerstag 15 Verdächtige festgenommen, von denen einige öffentliche Hinrichtungen wahllos ausgesuchter Australier geplant haben sollen.

Mutmaßlicher Islamist in Berlin festgenommen

In Berlin nahmen Polizisten einer Spezialeinheit einen mutmaßlichen Islamisten fest, der in Syrien für den IS gekämpft haben soll. Es handele sich um einen 40-jährigen türkischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Berlin, bestätigte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft einen Bericht der "Bild"-Zeitung.

Die Staatsanwaltschaft hatte gegen den Mann vor dessen Festnahme vom Freitag einen Haftbefehl wegen Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat erwirkt. Dabei geht es dem Sprecher zufolge um Vorfälle in Syrien, wo er ein Kampftraining durchlaufen haben und an bewaffneten Auseinandersetzungen beteiligt gewesen sein soll. Möglicherweise wird Generalbundesanwalt Harald Range die Ermittlungen übernehmen.

AFP
yps/AFP