Neben der Eskalation im Konflikt mit den Palästinensern sieht sich Israel an seiner Nordgrenze einer zweiten Front ausgesetzt. Die libanesische Hisbollah-Miliz verschleppte zwei israelische Soldaten, daraufhin stießen israelische Bodentruppen in das Nachbarland vor.
Ministerpräsident Ehud Olmert sprach von einem kriegerischen Akt und kündigte eine "sehr schmerzhafte" Antwort an. Bei Luftangriffen und Gefechten wurden mehrere Menschen getötet. Olmert machte die libanesische Regierung für die Eskalation verantwortlich. Die israelischen Streitkräfte bereiteten nach Angaben aus Regierungskreisen die Einberufung einer Reservedivision mit mehreren tausend Mann vor. Die Bewohner Nordisraels wurden angewiesen, die Schutzräume aufzusuchen.
Hisbollah erklärt Verhandlungsbereitschaft
Die radikal-moslemische Hisbollah-Miliz will einem libanesischen Regierungsvertreter zufolge im Austausch für ihre israelischen Geiseln eine Freilassung arabischer Häftlinge von Israel erreichen. "Die Hisbollah hat ihre Bereitschaft erklärt, darüber zu verhandeln", sagte der Regierungsvertreter weiter. Ein Sprecher der Miliz wollte keine Stellung zu den Angaben nehmen und erklärte, Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nasrallah werde die Position der Gruppe in den kommenden Tagen bei einer Pressekonferenz erläutern.
Die Eskalation begann am Mittwochmorgen mit heftigen Artilleriegefechten an der gemeinsamen Grenze. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, zuerst geschossen zu haben. Nach israelischen Angaben wurden mehrere Siedlungen im Norden des eigenen Landes angegriffen.
Sieben israelische Soldaten getötet
Israelische Kampfflugzeuge griffen Straßen, Brücken und vermutete Stellungen der Hisbollah im Süden Libanons an - offenbar um zu verhindern, dass die Soldaten weiter von der Grenze weggebracht werden. Der arabische Fernehsender al Arabija berichtete, dass bei den Gefechten sieben israelische Soldaten getötet und mehrere verletzt worden seien.
Bei dem Angriff auf eine Brücke im Südlibanon wurden zwei Bewohner getötet, wie aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete. Im Konflikt mit den Palästinensern wurden bei einem israelischen Luftangriff in der Stadt Gaza alle neun Mitglieder einer Familie getötet. Das Elternpaar und sieben Kinder wurden nach Klinikangaben tot aus den Trümmern des zerstörten Hauses geborgen.
24 Menschen wurden verletzt. Darunter befindet sich nach israelischen Angaben auch der als Bombenbauer gesuchte Mohammed Deif, der offenbar das Ziel des Luftangriffs war. Hingegen erklärte der militärische Flügel der Hamas, Deif sei unverletzt und an einem sicheren Ort. Israel macht Deif für mehrere Selbstmordanschläge auf israelische Ziele verantwortlich. Die Hamas-Führung kündigte Vergeltung an. "Das war ein schreckliches, blutiges Massaker, und die Zionisten werden einen hohen Preis dafür zahlen", sagte der Hamas-Funktionär Ismail Radwan.
EU und USA zeigen sich besorgt
Die israelischen Streitkräfte verstärkten ihre Offensive mit dem Ziel der Befreiung des am 25. Juni im Gazastreifen entführten Soldaten. Die EU forderte die sofortige Freilassung der beiden Soldaten. Beide Seiten müssten die "Blaue Linie" respektieren, die die Vereinten Nationen nach dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon im Jahr 2000 gezogen wurde. "Wir sind äußerst besorgt", sagte EU-Sprecherin Emma Udwin. David Welsh vom US-Außenministerium sprach bei einem Besuch in Kairo von einer sehr gefährlichen Eskalation der Lage. Damit seien alle Bemühungen gefährdet, den Nahostkonflikt einer friedlichen Lösung zuzuführen.