Mehr als eine halbe Million Kinder in 85 Ländern der Erde müssen nach Erkenntnissen internationaler Menschenrechtsorganisationen Dienst an der Waffe tun. Von ihnen seien etwa 300 000 Kinder in 41 Ländern aktiv an Kampfhandlungen beteiligt, teilte eine Internationale Koalition zum Stopp des Einsatzes von Kindersoldaten am Dienstag in Osnabrück mit. Nach ihrem weltweit ersten Bericht werden die Kindersoldaten in Armeen, Paramilitärs, Zivilmilizen und anderen bewaffneten Gruppen eingesetzt.
Die Untersuchung beschreibt eine alarmierende Situation vor allem in Ländern Afrikas, in Teilen Asiens und im pazifischen Raum. Dagegen habe sich die schwierige Lage der Kindersoldaten in Nordafrika, dem Nahen Osten und auf dem Balkan gebessert. Die Rekrutierung von Minderjährigen bleibe jedoch nicht auf Entwicklungsländer beschränkt, heißt es weiter.
In den USA gleiche Praxis wie in Sudan
In den Armeen Großbritanniens und der USA würden Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren eingezogen, um Personalengpässe zu überbrücken. »Die britische und die US-Armee haben die gleiche Praxis wie Myanmar, Sudan oder Afghanistan und entsenden
unter 18-Jährige in Kampfeinsätze», heißt es in dem Bericht. Lediglich von 74 Ländern sei bekannt, dass sie auf den Einsatz von Kindersoldaten verzichteten.
Die Internationale Koalition beklagt, dass zwar 80 Länder einen neuen Vertrag über das Verbot des Einsatzes von Kindern als Soldaten unterzeichnet, aber nur fünf Staaten diesen Vertrag ratifiziert hätten. Trotzdem seien erste Erfolge verzeichnet worden. Auch einige der bewaffneten Nicht-Regierungstruppen hätten seit der Verabschiedung des Zusatzprotokolls zur UN-Kinderrechtskonvention im Mai vergangenen Jahres auf den Einsatz von Minderjährigen an den Waffen verzichtet.
Kinder hätten mehr als Erwachsene unter den Lasten des Militärs zu leiden, heißt es. Neben dem Risiko, im Kampf getötet oder verletzt zu werden, litten sie an Infektionen oder Unterernährung. Auch nicht beteiligte Kinder würden in Konflikte hineingezogen. In Kolumbien habe die Armee einen Schulausflug angegriffen, weil die Schüler für Soldaten gehalten worden waren.
Der Sprecher der 1999 aus acht Menschenrechtsorganisationen gebildeten Deutschen Koordination Kindersoldaten, Andreas Rister, forderte auch die Bundesregierung auf, den internationalen Vertrag zu ratifizieren. Die Bundesrepublik solle sich zur Altersgrenze von 18 Jahren für Wehrpflichtige und bei der Anwerbung von Freiwilligen in der Bundeswehr bekennen. Dies sei bisher nicht geschehen.