Ingrid Betancourt hatte sich 2002 um das Amt des Staatspräsidenten beworben und befand sich mitten im Wahlkampf, als sie von den Rebellen der Farc entführt wurde. Seitdem wurde die französisch-kolumbianische Politikerin im Dschungel versteckt. Auf Bildern, die vor einigen Monaten veröffentlicht wurden, wirkte sie schwach und gebrochen. Jetzt ist sie nach Angaben des kolumbianischen Verteidigungsministers Juan Manuel Santos mit einer Militäraktion aus der Gefangenschaft im Dschungel der südkolumbianischen Provinz Guaviare befreit worden - und mit ihr auch drei US-Bürger und elf Kolumbianer, die von Farc-Rebellen gefangen gehalten worden waren. Betancourt gehe es den Umständen entsprechend gut. Näher Angaben machte das Militär nicht.
Für die Freilassung der 46-Jährigen hatte sich auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy eingesetzt. Von ihm gab es auf Nachfrage zunächst keine Stellungnahme.
Ein erster Schritt
Anfang Juni hatte Venezuelas Präsident Hugo Chavez den neuen Anführer der Farc, Alonso Cano, zur Freilassung aller Geiseln aufgefordert. Dies könne ein erster Schritt zur Beendigung des jahrzehntelangen innerkolumbianischen Konflikts sein, hatte er erklärt. Bewaffnete Guerilla-Bewegungen seien nicht mehr zeitgemäß, sondern gehörten der Geschichte an. Zu Jahresbeginn ließ die Farc auf Vermittlung von Chavez bereits mehrere Geiseln frei, die sie zum Teil seit Jahren im Dschungel gefangen gehalten hatte. Dutzende weitere waren aber noch in der Hand der Rebellen, darunter Betancourt.
An Verhandlungen interessiert
Ende Mai hatte die Farc mitgeteilt, ihr Gründer und Anführer Manuel Marulanda sei Ende März einem Herzinfarkt erlegen. Neuer Chef wurde Cano. Politische Beobachter waren davon ausgegangen, dass er an Verhandlungen mit den Regierungen und langfristig an Frieden eher interessiert ist als Marulanda.
Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) finanzieren sich vor allem durch den Kokain-Handel und Entführungen. Zuletzt mussten sie aber empfindliche Verluste hinnehmen. So töteten kolumbianische Soldaten Anfang März im Dschungel Ecuadors die Nummer zwei der Gruppe, Raul Reyes. Zudem desertierte eine prominente Kommandeurin der Farc und erklärte öffentlich, die Organisation sei dabei, sich aufzulösen. Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe geht entschlossen gegen die Farc vor. Er hatte erklärt, einige Guerilla-Kämpfer seien bei seiner Regierung vorstellig geworden, um ihre Kapitulation anzubieten. Sie seien auch zur Freilassung aller Geiseln bereit, Ein anderer Teil der Farc wolle aber weiterkämpfen.
Mitte Juni hatte nach Uribes Worten ein Farc-Mitglied die Freilassung von Geiseln angeboten, darunter auch die der 1961 geborenen Betancourt. Im Gegenzug habe der Rebell gefordert, nicht ausgeliefert zu werden. Kolumbiens Geheimdienst habe dies zugesichert, falls die Geiseln tatsächlich freikommen sollten.