Kommentar zur Wahl in Israel Netanjahu kann nur Konflikt

Es stimmt: Israel ist umzingelt von Feinden. Daher sehnt sich das Land nach Sicherheit - und deshalb wurde Benjamin Netanjahu gewählt. Denn er kann Konflikt. Leider nur Konflikt und keinen Frieden.

Benjamin Netanjahu führte Wahlkampf, wie er regiert: immer ein Spiel mit der Angst. Ständig Warnungen - vor der iranischen Atombombe, vor der Hamas, vor dem Islamischen Staat. Es stimmt ja, sieben Millionen jüdische Israelis leben umgeben von 200 Millionen Arabern. Und Hass auf Israel ist in den meisten arabischen Ländern weit verbreitet. Die Gefahr für Israel ist echt. Stimmt also: Die Israelis haben Grund, sich zu fürchten. Zumindest so lange, wie sie Netanjahu wählen. So lange wird es nicht aufhören.

Netanjahu garantiert ein einigermaßen sicheres Leben, weil unter ihm Israelis und Palästinenser getrennt voneinander existieren. Sie sind Nachbarn, sie können sich über Zäune hinweg beobachten, aber ihre Wege bleiben getrennt. Wo sie sich begegnen könnten, im Westjordanland, fahren sie auf separaten Straßen in separate Siedlungen und Dörfer. So leben die Israelis endlich in Sicherheit und müssen zumindest im Bus oder im Restaurant keine Selbstmordanschläge mehr fürchten.

Die Gefahr ist immer da

Im Süden aber, Richtung Gazastreifen, schießt die Hamas Raketen auf sie. Im Norden leben sie mit der Bedrohung der libanesischen Hisbollah. Sie spüren die Gefahr, aber dank des Raketenabwehrsystems "Iron Dome" passiert ihnen fast nie etwas. Die Gefahr ist immer da, davon profitiert Netanjahu. Von dieser ständig empfundenen Bedrohung. Und dafür, dass daraus kein Ernstfall wird, sind sie ihm dankbar.

Es lässt sich so aushalten. Israelische Normalität, dafür steht Netanjahu. Ist es ein gutes Leben, kann es ewig so weitergehen? Über Generationen hinweg, wollen die Israelis das? Netanjahu kann nur mit der Angst regieren, sie ist sein Programm. So lange er Premierminister ist, wird es keinen dauerhaften Frieden geben. Netanjahu hat gar kein Interesse daran. Er braucht den Konflikt. Für das Gefühl der Sicherheit haben sie ihn gewählt. Verloren hat die Hoffnung auf Frieden, auf Versöhnung.