Israelische Soldaten und die Hisbollah-Miliz haben sich erneut erbitterte Gefechte im Südlibanon geliefert. Aus israelischen Militärkreisen verlautete, Schauplatz der Kämpfe seien die Regionen von Aita al-Schaab und Taibe kurz hinter der libanesischen Grenze. Die radikal-islamische Hisbollah teilte mit, sie leiste derzeit Widerstand gegen einen neuen israelischen Vorstoß auf libanesisches Gebiet in der Nähe des Grenzortes Kfar Kila. Israelische Kampfjets sollen zudem eine Straße nahe der nordöstlichen Stadt al-Hermil an der syrischen Grenze ins Visier genommen haben.
Kurz zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett eine Ausweitung der Bodenoffensive im Südlibanon beschlossen. Wie israelische Medien berichteten soll damit die Hisbollah-Miliz hinter den Fluss Litani zurückgedrängt und ihre Stellungen an und in der Nähe der israelischen Grenze zerstört werden, bevor eine Waffenruhe ausgerufen werden kann. Bis auf einen Minister hätten alle Mitglieder des Sicherheitskabinetts dem Plan zugestimmt. In einer Rede in Tel Aviv hatte Ministerpräsident Ehud Olmert zuvor bereits eine Waffenruhe für die kommenden Tage ausgeschlossen.
Bereit für "Schmerz, Tränen und Blut"
Der israelische Rundfunk meldete, zu diesem Zweck sollten voraussichtlich weitere Reservisten einberufen werden. Es war die Rede von drei Divisionen, was mindestens 15.000 Soldaten bedeuten würde. Israel war schon 1978 in der "Operation Litani" in das Gebiet südlich des Flusses einmarschiert und hatte es drei Monate lang besetzt. Der Einsatz galt als militärischer Erfolg, da die Kämpfer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) nach Norden abgedrängt werden konnten.
In einer Rede in Tel Aviv, die von Fernsehen und Rundfunk übertragen wurde, hatte Olmert zuvor angekündigt, dass man solange kämpfen werde, "bis wir sie (die Hisbollah) von unseren Grenzen zurückgedrängt haben." "Es gibt keine Waffenruhe und es wird in den kommenden Tagen auch keine Waffenruhe geben", sagte Olmert weiter. "Wir müssen bereit sein für Schmerz, Tränen und Blut".
Der "Krieg" könne erst beendet werden, "wenn die Bedrohung (durch die Raketen der Hisbollah) beseitigt ist, unsere verschleppten Soldaten in Frieden nach Hause zurückkehren und ihr in Sicherheit und Frieden leben könnt", sagte Olmert an die Bürgermeister der Ortschaften in Nordisrael gerichtet. Man habe die Hisbollah seit Beginn der Kämpfe vor 20 Tagen bereits schwer geschädigt. Deshalb dürfe man sie nicht wieder stärker werden lassen, "sie mehr Raketen bekommen lassen", so Olmert.
Waffenruhe noch in dieser Woche
In Jerusalem gehe man davon aus, dass eine von der Internationalen Gemeinschaft auferlegte Waffenruhe möglicherweise bereits am kommenden Wochenende in Kraft treten könnte, berichteten israelische Medien. Zum Abschluss ihres Besuchs in Jerusalem hatte sich auch US-Außenministerin Condoleezza Rice zuversichtlich gezeigt, dass eine Waffenruhe noch in dieser Woche erzielt werden könne. Sie stellte Details eines Plans zur Lösung der Krise vor. Dazu gehörten eine Feuerpause und der Einsatz einer internationalen Stabilisierungstruppe, die zusammen mit der libanesischen Armee im Süden Libanons stationiert werden solle. Noch in dieser Woche soll der UN-Sicherheitsrat laut Rice eine entsprechende Resolution beschließen.
Ökosystem ernsthaft gefährdet
Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) könnte der durch israelische Luftangriffe verursachte Ölteppich vor der Küste Libanons das östliche Mittelmeer langfristig schädigen. Wegen der anhaltenden Kämpfe sei es derzeit unmöglich, den Ölteppich zu beseitigen und die Natur zu schützen, sagte der Leiter des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner. Jeden Tag wachse daher die Gefahr, dass das Ökosystem in der Region ernsthaft gestört werde.
Der Ölteppich ist bereits 80 Kilometer lang und hat damit mehr als ein Drittel der libanesischen Küste verschmutzt. Die bis zu 35.000 Tonnen Schweröl waren in die Umwelt gelangt, nachdem israelische Kampfflugzeuge vor etwa zwei Wochen ein Kraftwerk südlich der Hauptstadt Beirut bombardiert hatten. Libanons Umweltministerium bezeichnete den dadurch entstanden Ölteppich als die schlimmste Umweltkatastrophe seines Landes. Für den gesamten Mittelmeerraum ist es der größte Ölteppich seit 15 Jahren. Damals hatte der Tanker "Haven" vor der Küste Italiens und Frankreichs 144.000 Tonnen Rohöl verloren.