Libyen Rebellen wollen Gaddafi geortet haben

Die libyschen Rebellen haben eine Sondereinheit auf die Spur von Ex-Diktator Muammar al Gaddafi gesetzt - und sind sicher, ihn aufgespürt zu haben. Auch Interpol will wissen, wo Gadaffi steckt und hat einen Haftbefehl erlassen.

Die neuen militärischen Machthaber in Libyen haben eine Sondereinheit aufgestellt, um den untergetauchten Diktator Muammar al Gaddafi zu jagen. Der Verband bestehe aus mehr als 200 speziell ausgebildeten Soldaten, berichtete der Nachrichtensender al Arabija unter Berufung auf einen Sprecher des Militärrates von Tripolis. Gaddafi wird noch in Libyen vermutet, sein Aufenthaltsort gilt als unbekannt.

Der Sprecher sagte dem Sender zufolge, die Rebellen-Militärs hätten Gaddafi inzwischen geortet. Seine Ergreifung sei nur mehr noch "eine Frage der Zeit". Einzelheiten nannte er allerdings nicht. Für Gaddafis Aufenthaltsort interessiert sich nun auch Interpol: Auf Bitten des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hat Interpol Gaddafi zur Fahndung ausgeschrieben. Auch nach Gaddafis Sohn Saif al Islam und dem Geheimdienstchef Abdullah al Senussi werde nun international gefahndet, erklärte Interpol-Generalsekretär Ronald Noble in Paris. Er betonte, dass auch der libysche Übergangsrat dem einstigen Revolutionsführer schwere Verbrechen vorwerfe und ihn deshalb suchen lasse.

Gelegentliche Audiobotschaften

Gaddafi werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, darunter Mord und Verfolgung. Der Gerichtshof in Den Haag hatte bereits im Juni einen Haftbefehl gegen Gaddafi, seinen Sohn und den Geheimdienstchef ausgestellt. Gaddafi war nach dem 21. August, als die Aufständischen Tripolis einnahmen, verschwunden. Seitdem meldet er sich gelegentlich mit Audio-Botschaften zu Wort, in denen er seine Anhänger zum Weiterkämpfen auffordert.

Gaddafis ehemalige Führungsriege scheint allerdings nicht mehr ans Kämpfen zu denken: Eine weitere Gruppe von Gefolgsleuten des langjährigen libyschen Machthabers hat sich nach Informationen von Sicherheitsvertretern in den Niger abgesetzt. Unter den 14 Geflüchteten sei auch General Ali Kana, der die südlichen Truppen des Machthabers befehligt habe, verlautete aus den Kreisen im Niger. Die Gruppe halte sich derzeit in Agadez im Norden des Landes auf.

Vertreter des Regimes auf der Flucht

Unter den Flüchtigen seien vier führende Vertreter des Gaddafi-Regimes, darunter zwei Generäle, sagten zwei Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Sie seien am Donnerstagnachmittag eingetroffen und von nigrischen Sicherheitskräften begleitet worden. Ein Reuters-Reporter in Agadez berichtete, in einem Hotel in der Stadt, das Gaddafi gehöre, seien vier ranghohe Personen abgestiegen. Die Regierung des Niger war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Anfang der Woche waren bereits andere Gefolgsleute Gaddafis nach Niger geflüchtet. Der Niger grenzt an Burkina Faso, das Gaddafi und seiner Familie Asyl angeboten hatte. Über den Aufenthaltsort Gaddafis herrschte indes weiter Unklarheit. Am Donnerstag meldete er sich telefonisch bei einem syrischen Fernsehsender und erklärte, er befinde sich noch in Libyen und werde sein Heimatland nicht verlassen.

DPA · Reuters
tkr/DPA/Reuters