Kurz vor dem ersten Todestag von Mahsa Amini haben die Behörden im Iran einen Onkel der jungen Kurdin festgenommen, deren Tod vor einem Jahr beispiellose Proteste ausgelöst hatte. Der 30-jährige Safa Aeli sei am Dienstag in Sakes, der Heimatstadt der Familie im Westen des Landes, von Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden, erklärten die Organisation Hengaw, die in Frankreich ansässige Organisation Kurdistan Human Rights Network (KHRN) und der Online-Mediendienst 1500Taswir in separaten Mitteilungen.
Laut Hengaw rückten die iranischen Behörden mit einem aus fünf Fahrzeugen bestehenden Konvoi voller Sicherheitskräfte in Sakes an, um gewaltsam und ohne jede rechtliche Legitimation in Aelis Wohnung einzudringen.
Wie Medien außerhalb des Iran berichtete, steht Sakes vor Aminis Todestag besonders im Visier der Behörden. Demnach wurden Hotels angewiesen, keine Gäste von außerhalb aufzunehmen. Zudem seien rund um Aminis Grab etliche Überwachungskameras aufgestellt worden.
Aktivisten kritisieren Irans Behörden zum Todestag von Mahsa Amini
Die 22-jährige Kurdin war am 16. September 2022 nach der Festnahme durch die Sittenpolizei in Teheran gestorben. Angeblich soll sie gegen die strikten Vorschriften zum Tragen des islamischen Kopftuchs verstoßen haben. Als Ursache des Todes der jungen Frau nannten die Behörden lange zurückreichende Gesundheitsprobleme. Aus den Reihen der Opposition wurde hingegen der Vorwurf erhoben, Amini sei im Polizeigewahrsam geschlagen worden.
Ihr Tod löste landesweite Proteste von beispiellosem Ausmaß gegen die Führung in Teheran aus. Die Behörden reagierten mit großer Härte. Hunderte Menschen wurden im Zuge der Proteste getötet, darunter auch dutzende Mitglieder der Sicherheitskräfte. Tausende Menschen wurden im Zusammenhang mit den Protesten festgenommen.
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Aktivisten werfen Teheran vor, vor Aminis erstem Todestag nochmals die Repressionen gegen Regierungskritiker und deren Familienangehörige zu verschärfen. Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge wurden in den vergangenen Monaten etliche Familien von Getöteten übergriffigen Verhören unterzogen, willkürlich festgenommen, strafrechtlich verfolgt und unter unfairen Bedingungen verurteilt, um sie zum Schweigen zu bringen und das Aufflammen weiterer Proteste zu verhindern.