Ministerpräsident Olmert "Krieg geht bis Schutztruppen-Einsatz weiter"

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert will die Angriffe gegen den Libanon so lange fortsetzen, bis eine internationale Schutztruppe für Ruhe sorgt. In der Nacht hatte Israels Armee ihren bisher weitesten Vorstoß in den Libanon unternommen.

Israel wird nach den Worten von Ministerpräsident Ehud Olmert bis zur Stationierung einer internationalen Schutztruppe im Südlibanon den Krieg gegen die Hisbollah-Miliz fortsetzen. In einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters bekräftigte Olmert, die Truppe müsse auch ein robustes Mandat haben, um die von den Vereinten Nationen (UN) geforderte Entwaffnung der radikal-islamischen Schiiten-Miliz durchzusetzen. Bei ihrer seit drei Wochen andauernden Offensive hätten die israelischen Streitkräfte die gegnerische Infrastruktur "vollständig zerstört". Die Hisbollah sei bereits zu einem Großteil entwaffnet.

"Wenn, wie wir hoffen, die internationale Truppe aus Kampfeinheiten besteht und sie dann im Südteil des Libanon stationiert sein wird, werden wir das Feuer einstellen können", sagte Olmert. Er bejahte die Frage, ob die Kämpfe bis dahin weitergingen.

Tiefer Vorstoß in den Libanon

Eine israelische Kommandoeinheit ist bei dem bisher weitesten Vorstoß in den Libanon in die über 100 Kilometer nördlich der Grenze gelegene Stadt Baalbeck vorgedrungen. Dabei wurden nach libanesischen Angaben elf Menschen getötet und mehrere weitere verschleppt. Eine israelische Militärsprecherin erklärte, dass bei der Kommandoaktion mehrere Hisbollah-Kämpfer gefangen genommen worden seien.

Widersprechende Angaben

Über den Hintergrund der Aktion, bei der Fallschirmjäger ein Krankenhaus stürmten, gab es zahlreiche Spekulationen. In libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, die Israelis hätten in dem Krankenhaus die zwei israelischen Soldaten vermutet, die am 12. Juli von Hisbollah-Milizionären in den Libanon verschleppt worden waren. Die Entführung hatte die kriegerischen Auseinandersetzungen im Libanon ausgelöst.

In israelischen Medienberichten hieß es dagegen, die Soldaten hätten versucht, Scheich Mohammed Jasbek, ein Mitglied des höchsten Führungszirkels der Hisbollah, aus dem Krankenhaus zu entführen. Dies wurde jedoch von der Hisbollah dementiert. Es habe sich kein Führungsmitglied der Gruppe dort aufgehalten, erklärte die Organisation.

Fallschirmjäger auf dem Krankenhaus

Die Aktion begann, als zwei Hubschrauber die Fallschirmjäger auf dem Dach des Krankenhauses absetzten. Nach Berichten von Bewohnern aus der Umgebung sollen in dem zivilen Krankenhaus auch Hisbollah- Milizionäre behandelt worden seien. Die Israelis seien in die Krankenzimmer gestürmt, während Hisbollah-Kämpfer von außerhalb des Spitals Gegenwehr leisteten, berichteten Augenzeugen.

Das Kommando zog sich nach israelischen Angaben ohne Verluste zurück und verließ mit den Hubschraubern den Ort. Mindestens vier weitere Helikopter, die neben dem Krankenhaus gelandet waren, hätten das Kommando gesichert. Eine DPA-Reporterin sah am nächsten Morgen in dem Krankenhaus die Spuren der Kämpfe, darunter Einschüsse, Projektilhülsen und Blutspuren.

Die radikal-islamische Miliz beschoss indessen am Mittwoch nach zwei Tagen relativer Ruhe wieder den Norden Israels mit Katjuscha- Raketen. Eine große Anzahl dieser Geschosse sei über mehrere israelische Städte, darunter Tiberias, Acre und Safed, niedergegangen, berichteten israelische Medien. Die Bewohner seien in die Schutzräume geflüchtet. In den vergangenen Tagen hatte die Hisbollah vom Libanon aus nur einige wenige Raketen abgeschossen.