Mord an Eugene Terreblanche Südafrika bangt um seine Fußball-WM

Eugene Terreblanche schrieb Gedichte und kämpfte gewaltsam für die Apartheid. Sein Tod könnte die Spannungen in Südafrika verschärfen, die Rechten warnen schon vor Reisen zur Fußball-WM.

Der Mann, der in Südafrika Gewalt gegen die Gleichberechtigung der Rassen predigte, ist selbst Opfer hemmungsloser Gewalt geworden. Der 69-jährige Eugene Terreblanche wurde auf seiner Farm von zwei schwarzen Arbeitern niedergemetzelt - angeblich im Streit um nicht bezahlten Lohn. Terreblanche, (übersetzt: Weiße Erde) entstammt einer alten Buren-Familie und kämpfte Zeit seines Lebens für die Apartheid. Er und seine Organisation "Afrikaner Weerstandsbeweging" (AWB) verwendeten Nazi-ähnliche Symbole, und er liebte den martialischen Auftritt. Seine Anhänger schätzten ihn als charismatischen Führer, Terreblanche schrieb Gedichte und Theaterstücke machte sich aber auch mit Trunkenheit, Sex-Affären oder dem Sturz vom Pferd bei einem öffentlichen Auftritt lächerlich.

In den 80er und 90er Jahren wurde er nach militanten und terroristischen Aktionen mehrfach verhaftet und verurteilt. Die Aktionen reichten vom Teeren und Federn eines Professors in Pretoria und illegalem Waffenbesitz bis zu blutigen Straßenschlachten und Bombenanschlägen. Noch kurz vor der ersten demokratischen Wahl Südafrikas im April 1994 hatte die AWB Bombenanschläge in Johannesburg verübt, bei denen mehrere Menschen ums Leben kamen. Zuletzt musste er von April 2000 bis Juni 2004 ins Gefängnis, nachdem ihn ein Gericht wegen eines brutalen Angriffs auf einen Tankstellenwärter und des versuchten Mordes zu sechs Jahren Haft verurteilt hatte. Im Gefängnis habe er sich gewandelt und sei als "wiedergeborener Christ" friedlicher und versöhnlicher geworden, berichteten nach seiner Ermordung Familienmitglieder.

Sein Tod könnte nun die ohnehin angespannte Situation im Land weiter anheizen. "Wir müssen nun mehr denn je der rassischen Polarisierung Widerstand leisten", sagte die Chefin der oppositionellen Demokratischen Allianz (DA), Hellen Zille. Sie kritisierte scharf "Hassreden" insbesondere der Linken und der Jugendorganisation der Regierungspartei ANC.

"Aufrührerische Reden stürzen das Land in Gewalt"

Unruhen fürchten nahezu alle Entscheidungsträger in Südafrika. Präsident Jacob Zuma warnte bereits Stunden nach der Tat vor neuen Rassenkonflikten. "Die schreckliche Tat" dürfe nicht dazu missbraucht werden, "Rassenhass anzustacheln oder anzuheizen", zudem könnten "missverständliche" Reden die innere Einheit der jungen Nation gefährden. Der Rat der südafrikanischen Kirchen (SACC) forderte von allen Politikern, Führungsstärke für eine Politik der Versöhnung zu demonstrieren. "Aufrührerische Reden und Lieder haben das Potenzial, das Land in einen Kreislauf der Gewalt zu stürzen", sagte der SACC-Generalsekretär Eddie Makue.

Die Rechtsextremen des Landes schieben die Schuld an den Mord ebenfalls der Jugendorganisation des ANC zu: Dessen Generalsekretär Julius Malema sei wegen seiner "Hetze" gegen die Buren für den Mord verantwortlich. Die Ermordung Terreblanches sei eine "Kriegserklärung" der Schwarzen gegen die Weißen in Südafrika, sagte AWB-Funktionär Andre Visagie. Deswegen habe die Organisation laut einer Nachrichtenagentur "Rache" angekündigt, auch wenn die Burenvereinigung ihre Mitglieder öffentlich zur "Besonnenheit" ermahnt. Zudem warnten die Rechten vor einer Teilnahme an der Fußball-WM, die Anfang Juni in Südafrika beginnt. Die Mannschaften aus aller Welt würden in "ein Land der Mörder" fahren, so Visagie.

Sorge über "gewalttätige Natur" im Land

Negative Auswirkungen auf die weltweite Werbung für das Fußballturnier befürchtet auch die Regierung des Landes. "Wir sind immer besorgt über die Wahrnehmung Südafrikas", sagte Polizeiminister Nathi Mthetwa. Die Sicherheitskonzepte und der entschlossene Einsatz der Polizei aber zeigten ihre Wirkung, so der Minister. Der Mord an Terreblanche werde keinen direkten Einfluss auf die WM haben. Zwar bereite die "gewalttätige Natur" der Kriminalität im Lande weiter große Sorge, dennoch werde die Sicherheit der WM-Touristen gewährleistet sein.

DPA
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