Nach den blutigen Unruhen mit Dutzenden Toten hat in der zentralasiatische Republik Kirgistan offenbar die Opposition die Macht übernommen. Oppositionsführerin Rosa Otunbajewa erklärte sich zur Chefin einer Übergangsregierung. Sie will sich am (heutigen) Donnerstag mit einer Rede an das Parlament in Bischkek wenden.
Bakijew soll auf der Flucht sein und sich im Süden des Landes in Osch aufhalten. Die Opposition übernahm die Kontrolle über den Regierungssitz, vor dem sich hunderte jubelnde Bewohner versammelten. Am Mittwoch hatten tausende Demonstranten das Gebäude gestürmt, das Büro des Staatsanwalts in Brand gesetzt und die Zentrale des staatlichen Fernsehens geplündert.
In der Hauptstadt hatten Polizisten in eine aufgebrachte Menge gefeuert, die den Sitz der Regierung angriff. Nach Oppositionsangaben waren dabei 100 Menschen getötet worden. Das Gesundheitsministerium sprach dagegen von 68 Toten und 400 Verletzten. Allein in Bischkek habe es 40 schwere Brände gegeben. Bakijews Gegner hatten Regierungsgebäude und Fahrzeuge mit Brandsätzen angezündet. Kirgisische Medien berichteten von schweren Plünderungen in Geschäften, Unternehmen und Museen.
Ausgelöst wurden die Proteste von einer massiven Erhöhung der Strom- und Heizkosten. Die Demonstranten forderten den Rücktritt Bakijews. Die am Dienstag begonnenen Massenproteste gegen Bakijew in Talas und dann auch in anderen Orten waren blitzschnell in gewaltsame Ausschreitungen zwischen Polizei und Regierungsgegnern umgeschlagen. Die Proteststimmung im Land ist wegen der bitteren Armut nach Einschätzung von Beobachtern extrem hoch.
Der Präsident kam 2005 selbst an der Spitze einer Protestbewegung an die Macht. Die sogenannte Tulpenrevolution führte zum Sturz seines Vorgängers Askar Akajew, dem Korruption und Günstlingswirtschaft vorgeworfen wurden. Inzwischen sah sich Bakijew aber mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert.