Nahost-Konflikt Israel will Libanon isolieren

Zu Wasser, zu Lande und zu Luft: Israel will den Libanon vollständig von der Außenwelt isolieren. Ziel der Blockade: Die Vertreibung der Hisbollah-Milizien aus dem Süden des Nachbarn.

Israel plant nach einem Medienbericht eine vollständige Blockade des Libanon. Wie der Armeerundfunk unter Berufung auf Militärkreise berichtete, soll das Nachbarland von der See, aus der Luft und über Land abgeriegelt werden. Damit solle der Druck auf die Regierung erhöht werden, die Kontrolle über den Südlibanon wiederzuerlangen, hieß es. Dieser Landesteil sei derzeit unter der Kontrolle der Hisbollah-Miliz.

In den vergangenen Stunden sind mit israelischen Luftangriffen auf den Gaza-Streifen und den internationalen Flughafen von Beirut die Kämpfe im Nahen Osten weiter eskaliert. Im Süden des Libanons gingen weitere Geschosse nieder, denen nach einem Fernsehbericht mindestens 22 Menschen zum Opfer fielen, darunter zwölf Mitglieder von einer Familie.

Am Flughafen von Beirut schlugen mindestens zwei Geschosse in eine der drei Start- und Landebahnen ein, wie Mitarbeiter berichteten. Der Betrieb wurde daraufhin eingestellt. Zwei Flüge mit Kurs auf die libanesische Hauptstadt wurden nach Larnaka auf Zypern umgeleitet.

Das wichtigste Terminal wurde offenbar nicht getroffen. Der Flughafen liegt nahe der südlichen Vororte von Beirut, in denen die schiitische Hisbollah-Miliz eine Hochburg hat. Diese verschleppte jüngst zwei israelische Soldaten. Acht weitere kamen bei Gefechten nach dem Überfall der Hisbollah auf israelische Grenzposten ums Leben. Israel startete daraufhin zusätzlich zur andauernden Militäraktion im Gazastreifen eine zweite Offensive im Libanon.

Nach den Angriffen in Libanon haben schiitische Milizionäre von dort aus Katjuscha-Raketen auf Israel abgeschossen. Dabei wurde nach Angaben von Sanitätern eine Frau getötet und fünf weitere Personen verletzt. Eine Rakete der Hisbollah-Miliz sei am Donnerstagmorgen in das Wohnhaus der Frau in der nordisraelischen Grenzstadt Naharija eingeschlagen, hieß es.

Seit der Entführung zweier Soldaten durch die libanesische Hisbollah-Miliz hat Israel etwa 150 Ziele im Libanon angegriffen, darunter Brücken, Straßen, Waffenlager und Stützpunkte der Hisbollah.

Im Gaza-Streifen haben die Palästinenser das Außenministerium bombardiert. Das Gebäude in Gaza stürzte teilweise ein, mindestens 13 Menschen im Umkreis wurden verletzt. Die israelischen Streitkräfte erklärten, sie hätten das Außenministerium gezielt angegriffen, weil es von der radikalislamischen Hamas-Bewegung zur Planung von Terroranschlägen benutzt worden sei.

Palästinenser sprechen von "organisiertem Terrorismus"

Der palästinensische Außenamtssprecher Taher al Nunu warf Israel "organisierten Terrorismus" vor, der sich gegen das gesamte palästinensische Volk richte.

Die Offensive im Gazastreifen begann, nachdem Extremisten mit Verbindungen zur Hamas-Regierung am 25. Juni den israelischen Soldaten Gilad Schalit entführt hatten. Beim Einschlag der Bombe stieg ein Feuerball und anschließend dichter Rauch zum Himmel auf. Die drei oberen Etagen des neunstöckigen Ministeriums wurden zerstört. Laut Al Nunu hielten sich zum Zeitpunkt des Angriffs keine Menschen in dem Gebäude auf. Es wurden jedoch auch mehrere Häuser in der Umgebung schwer in Mitleidenschaft gezogen. Dort wurden nach Angaben von Sanitätern mindestens 13 Palästinenser, darunter sechs Kinder, verletzt, zumeist von umher fliegenden Glassplittern.

AP · DPA
DPA/AP