Bei einer Razzia israelischer Soldaten im Westjordanland sind ein palästinensischer Professor und sein 16-jähriger Sohn erschossen worden. Insgesamt kamen bei dem Truppenvorstoß vier Palästinenser und ein israelischer Soldat ums Leben.
An der Tür geklingelt
Die Soldaten klopften nach Berichten von Palästinensern am frühen Morgen an die Tür von Chaled Sallah, einem Dozenten der A-Nadschah-Universität von Nablus. Nachdem dieser und sein Sohn Mohammed die Tür geöffnet hatten, eröffneten die Soldaten das Feuer und trafen beide tödlich. Die Streitkräfte erklärten, dass die Soldaten zwei flüchtige Mitglieder der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) gesucht hätten. Diese seien in ein Wohngebiet des Flüchtlingslager Ein Beit Ilma entwichen. Bei einer heftigen Schießerei wurden die Flüchtigen erschossen; auch ein israelischer Soldat kam ums Leben.
Bei der Militäraktion in Nablus wurden auch Panzer und Kampfhubschrauber eingesetzt, die nach Augenzeugen vier Raketen abfeuerten. Militante Palästinenser verschanzten sich in Häusern, schossen auf Soldaten und zündeten Sprengsätze.
Friedensbemühungen werden untergraben
Der palästinensische Kabinettsminister Sajeb Erakat verurteilte die Militäraktion im Westjordanland. "wird die Bemühungen untergraben, den abscheulichen Kreislauf der Gewalt zu beenden und den Friedensprozess zu erneuern", sagte Erakat. Die Kämpfe in Nablus gingen einem Treffen von Vertretern des internationalen Nahost-Quartetts in Jerusalem voraus. Dabei wollten Diplomaten der USA, der EU, Russlands und der Vereinten Nationen vor allem über die Rolle Ägyptens beim geplanten israelischen Abzug aus dem Gazastreifen beraten.
Auch aus dem Gazastreifen wurden am Dienstag neue Zwischenfälle gemeldet. Bei einem Panzerbeschuss im Flüchtlingslager Chan Junis wurde nach Angaben einer Klinik ein 15-jähriger Palästinenser tödlich getroffen. Im Flüchtlingslager Rafah zerstörten Soldaten vier Häuser. Vorausgegangen war der Beschuss einer nahe gelegenen jüdischen Siedlung mit Mörsergranaten. Dabei wurde ein Israeli verletzt.
Sharon sorgt sich um eigene Sicherheit
Wegen der beabsichtigten Auflösung jüdischer Siedlungen im Gazastreifen fürchtet der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon inzwischen um seine persönliche Sicherheit. Es mache ihn traurig, dass er nun vor Juden beschützt werden müsse, sagte Scharon nach vor einer Sondersitzung des israelischen Parlaments, in der über die von jüdischen Extremisten ausgehende Bedrohung debattiert werden sollte. Der Geheimdienst Schin Beth hatte am Sonntag vor einer zunehmenden Gewaltbereitschaft unter den Siedlern gewarnt.