Es war noch deutlicher als erwartet: Mit großem Abstand haben Donald Trump und Bernie Sanders die Vorwahlen ihrer Parteien im US-Bundesstaat New Hampshire für sich entschieden. Hillary Clinton fuhr bei den Demokraten eine schmerzhafte Niederlage ein. Die Republikaner haben nach zwei Wahlen keinen klaren Sieger. Trump und Sanders geben sich beide als Außenseiter, die es mit den politischen und wirtschaftlichen Eliten aufnehmen wollen.
Für den New Yorker Milliardär Trump entschieden sich nach Auszählung von 77 Prozent der Stimmbezirke laut Angaben mehrerer US-Sender gut 34 Prozent der republikanischen Wähler. Das sind mehr als doppelt so viele wie für den überraschend starken Zweitplatzierten John Kasich, den Gouverneur von Ohio (16,4 Prozent). Kasich präsentiert sich als gemäßigter Konservativer, der den Haushalt sanieren und die Gräben zwischen den politischen Lagern in Washington zuschütten möchte.
"Wow, so schön", rief Trump seinen Anhängern zu. "Wir werden Amerika wieder so großartig machen, vielleicht großartiger als je zuvor", erklärte der Multimilliardär. "Menschen von New Hampshire, vergesst das niemals: Mit Euch hat es angefangen!" Nun werde er auch die nächste Vorwahl in South Carolina gewinnen.
Schuldeingeständnis von Marco Rubio
Um den dritten Platz rangen der erzkonservative Senator Ted Cruz mit 11,5 Prozent und Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush mit 11,2 Prozent. Cruz hatte vor einer Woche die erste Vorwahl gewonnen. Die Wählerschaft in New Hampshire gilt allerdings als weniger konservativ als in Iowa. Vor allem die evangelikalen Christen, unter denen Cruz viele Unterstützer hat, spielen hier eine geringere Rolle. Der Senator Marco Rubio lag den Teilergebnissen zufolge bei rund zehn Prozent und musste damit einen Rückschlag hinnehmen. "Es ist meine Schuld", sagte Rubio mit Blick auf seine schwache Leistung bei der Fernsehdebatte am Wochenende. In Iowa hatte er mit gut 23 Prozent noch den dritten Platz belegt.
New Jerseys Gouverneur Chris Christie holte in New Hampshire knapp acht Prozent, die Ex-Managerin Carly Fiorina gut vier Prozent und der frühere Neurochirurg Ben Carson etwa zwei Prozent. Christie erklärte, dass er in seinen Heimatstaat zurückkehren werde, um über eine Fortsetzung seines Wahlkampfes zu entscheiden.
"Die Regierung gehört nicht nur den Superreichen"
Bei den Demokraten wird nun interessant, ob Sanders im Zweikampf mit Clinton seine großen Erfolge aus dem Nordosten hinaus auch in andere Teile des Landes wird tragen können. Aktuelle Umfragen in den nächsten wichtigen Vorwahlstaaten nähren daran starke Zweifel.
Sanders, der in New Hampshire auf auf 59,5 Prozent kam, rief: "Wir haben eine Botschaft gesandt, deren Echo von Washington bis zur Wall Street zu hören sein wird, von Maine bis nach Kalifornien. Und sie heißt: Die Regierung unseres Landes gehört allen Menschen, und nicht nur einer Handvoll Superreichen." Es sei einfach zu spät für die gleiche alte Establishment-Politik und Establishment-Wirtschaft. "Die Leute wollen echte Veränderungen."
Clinton, die bei 38,8 Prozent lag, zeigte sich nach ihrer Niederlage zuversichtlich und kämpferisch. "Wir werden jetzt für jede Stimme in jedem Staat kämpfen", sagte sie. "Ich werde härter als jeder andere dafür arbeiten, tatsächlichen Wandel herbeizuführen und Euer Leben besser zu machen", rief sie ihren Anhängern zu. "Ich weiß, dass ich einige Hausaufgaben zu erledigen habe, vor allem bei jungen Menschen. Aber auch, wenn sie mich nicht unterstützen: Ich unterstütze sie."
New Hampshire war der zweite US-Bundesstaat, in dem die Parteien ihre Kandidaten für das Rennen ums Weiße Haus wählen. Die erste Wahl in Iowa hatte bei den Demokraten hauchdünn Clinton vor Sanders für sich entschieden. Bei den Republikanern hatte Cruz vor Trump und Rubio gewonnen.
Rennen der Republikaner offener als je zuvor
Die Wahlkämpfer konzentrieren sich nun auf die nächste Vorwahl in South Carolina (Republikaner) und Nevada (Demokraten) am 20. Februar: South Carolina ist der erste südliche Staat und der erste Bundesstaat mit einem starkem Anteil afro-amerikanischer Wähler.
Bei den Republikanern ist das Rennen nach New Hampshire offener als zuvor, es gibt neben Trump derzeit keinen klaren Favoriten. Marco Rubio sagte zu seinem Abschneiden: "Ich bin nicht von Euch enttäuscht, sondern von mir selbst." Er führte seine Niederlage auf einen verunglückten Auftritt bei der jüngsten Fernsehdebatte mit seinen Mitbewerbern zurück. "Das wird mir nicht noch einmal passieren", sagte er.
Am 1. März folgt mit dem "Super Tuesday" das erste echte Highlight im Vorwahlkampf: In 14 Bundesstaaten und einem US-Außenterritorium wird rund ein Drittel aller Delegierten vergeben.