Österreichs Außenminister Sebastian Kurz Der Jungspund ist nicht Steinmeiers Praktikant

Der adrette junge Mann mit den gegelten Haaren könnte Steinmeiers Assistent sein - doch weit gefehlt. Sebastian Kurz ist sein Amtskollege. Der Österreicher kam zum Antrittsbesuch nach Berlin.

Beide sind erst seit ein paar Wochen im Amt und absolvieren fleißig ihre Antrittsbesuche. Doch während Frank-Walter Steinmeier seit über 20 Jahren Politik macht und bereits zum zweiten Mal deutscher Außenminister ist, ist der Österreicher Sebastian Kurz noch ein Neuling in der politischen Welt.

Mit 27 Jahren ist er der jüngste Außenminister der EU. Bekannt wurde der ÖVP-Politiker vor zwei Jahren durch Wahlkampfauftritte mit leichbekleideten Frauen und seinen an die Parteifarbe angelehnten Slogan "Schwarz macht geil". Kurz fuhr mit einem als "Geilomobil" deklarierten Geländewagen durch Österreichs Hauptstadt und lud zum Wahlkampfauftakt in den Wiener Nachtclub "Moulin Rouge". Sein größtes Ziel war der durchgängige U-Bahn-Nachtbetrieb in Wien, für den er mit erotischen Plakaten warb. Sebastian Kurz war schnell in Österreich bekannt, aber nicht für seine politischen Inhalte.

Mit dem "Geilomobil" in die weite Welt

Doch nach zweieinhalb Jahren als Staatssekretär für Integration hat sich die öffentliche Meinung über den jungen Politiker verändert. Er sorgte dafür, dass ausländische Berufsabschlüsse in Österreich schneller anerkannt werden. Auch machte er zusätzliches Geld für Deutschkurse locker und verkürzte die Zeit, die gut integrierte Ausländer auf einen österreichischen Pass warten müssen, von zehn auf sechs Jahre. Seine Konzentration auf Inhalte kommt gut an, in Politiker-Rankings landet er meist auf einem der vorderen Plätze. Bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr bekam er mehr Vorzugsstimmen - ähnlich den deutschen Direktstimmen - als alle anderen österreichischen Politiker.

"Ich leugne nicht, dass ich für dieses Amt sehr jung bin. Ich will aber das junge, moderne, weltoffene Österreich repräsentieren", sagte er dem "Kurier" nach seiner Ernennung zum Außenminister. In der ÖVP gilt er als großes politisches Talent. Der Jurastudent ohne Abschluss - sein Studium legte er im 13. Semester auf Eis - ist die große Hoffnung seiner Partei.

Steinmeier und Kurz sprachen bei ihrem ersten Treffen über die deutsch-österreichische Freundschaft, aber auch über die Verhandlungen mit dem Iran und den Syrien-Konflikt. Steinmeier forderte die syrische Opposition auf, sich an den Friedensgesprächen nächste Woche in der Schweiz zu beteiligen.

vim